Tipp 10: Das Egogramm 

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

Kann man Ich-Zustände messen?

Wenn man bei einem anderen erkennen kann, aus welchem Ich-Zustand er oder sie agiert, stellt sich doch konsequenterweise die Frage: Tut er das oft, öfter aus einem bestimmten Ich-Zustand? Da kommt uns zum Beispiel ein Manager vor Augen, der weiß immer wo es lang geht, ist sehr kritisch eingestellt, leistungsstark und sehr ernst bei der Arbeit, kennt keine Pausen und lacht wenig. Wenn wir nach der Arbeit kegeln gehen, sitzt er nur da und geht dann so schnell wie möglich nach Hause. Offenbar ist dieser Mensch überwiegend im kritischen Eltern-Ich befangen, wenn wir ihn erleben. Das freie Kind scheint eher geringer zu seinem Verhaltensrepertoire zu gehören.

Da gibt es einen anderen Mensch, sagen wir einmal einen Kollegen, der ist warmherzig, immer offen für Probleme von anderen, hilft gern oft auch ohne Rücksicht auf eigene Bedürfnisse, wirkt aber immer ein wenig melancholisch. Bei ihm ist wohl das fürsorgliche Eltern-Ich stärker aktiv, aber es hat auch den Anschein, daß das fügsame angepaßte Kind-Ich sein Verhalten stark bestimmt.

Dann haben wir da so eine "Betriebsnudel", der lacht immer und viel und auch über jeden Anlaß. Wenn man von ihm ein anspruchsvolles Arbeitsergebnis erwartet, erwartet man zu viel. Aber er erklärt einem fröhlich, daß das ohnehin nicht zu schaffen gewesen war. Hier ist wohl viel freies Kind-Ich gegeben, allerding mit etwas zu wenig Erwachsenen-Ich, was ja überwiegend für die Arbeit und die Ergebnisse zuständig wäre.

Wiederholen wir die Frage: Kann man Ich-Zustände messen? Müßten wir nun den Maßstab festlegen, der für die Meßbarkeit heranzuziehen wäre. Da bliebe nur die Häufigkeit und Intensität übrig, mit welcher ein Mensch in seiner wachen Zeit sich in einem funktionalen Ich-Zustand befindet, oder wie Berne sagte, mit psychischer Energie besetzt. Genau das machen wir mit dem Egogramm nach Dusay.

  

Bei unserem Beispiel-Egogramm, wir unterstellen das wäre ein Manager, haben wir es mit jemand zu, der sehr vernunftorientiert und sachlich, fachlich versiert ist (hohes Erwachsenen-Ich). Sein ausgeprägtes fürsorgliches Eltern-Ich läßt ihn "menschlich" warm erscheinen, das bedeutet Mitgefühl und Einfühlungsvermögen sind bei ihm gegeben. Sein kritisches Eltern-Ich ist geringer ausgeprägt, was darauf schließen läßt, daß sein Führungsanspruch sein "Ich" nicht so stark betont und er weniger Werturteile zum Maßstab seiner Führung macht. Da ist dann noch das relativ hoch ausgeprägte freie Kind-Ich. Das macht ihn sympathisch, ja er kann noch lachen und bleibt einer von uns. 

Nun wissen wir, in den Ich-Zuständen sind ja die Grundpositionen verankert. Von der Intensität und Häufigkeit des Einsatzes eines funktionellen Ich-Zustandes können wir nicht auf das Vorherrschen einer Grundposition schließen. Das hohe fürsorgliche Eltern-Ich kann eine hohe +/- Position beinhalten. Das wäre eine "überverantwortliche" Rolle, wie wir später noch erfahren werden. Wir müßten hier beobachten, ob die hohe Fürsorglichkeit "einengent" ist oder "wirkliche menschliche Wärme" (+/+). Das hohe Erwachsenen-Ich repräsentiert eine starke +/+ Position. Über das hohe freie Kind-Ich können wir in pukto Grundposition nichts aussagen. Müssen wir zur Bestimmung des Egogramms noch weitere Einschränkungen machen?

Arbeitsegogramm versus Privategogramm

Weil der Bezugsrahmen den Einsatz unserer Ich-Zustände regelt, müssen wir hier noch eine Einschränkung hinnehmen. Es kann durchaus sein, daß jemand den Lebensbereich "Arbeit" ganz anders erlebt und in ihm agiert, als er das im privaten Bereich tut. Hier kann es sein, daß wir starke Abweichungen erleben. Aber es auch denkbar, daß ein "autoritärer" Typ dies auch im privaten Bereich ist. Sicher ist dies allerdings nicht.

Eigenbild versus Fremdbild

Dies ist eine wichtige Frage. Jemand, der sich überwiegend im Erwachsenen-Ich sieht, kann von anderen im kritischen Eltern-Ich erlebt werden. Im Training mit TA ist das gerade ein guter Ansatz, das Eigenbild dem Fremdbild gegenüber zu stellen.

Egogramm mit unserem TA-Instrument

Unsere Seminarteilnehmer können anonym ein Egogramm aus der Arbeitswelt für sich erstellen, weil sie in ein objektives Szenario verwickelt werden. Dies ist ihr Eigenbild.

 


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