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Dr. Zeplin
Controlling und Personal

Diagnose: Machen wir das doch einmal praktisch!

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

Die sachinhaltsbezogene Diagnose

Wir haben an der Aufzählung der Diagnoseformen gesehen, daß viele Verhaltensaspekte zu einem Ich-Zustand gehören. Entsprechend schwierig ist es natürlich eine eindeutige Aussage über die Herkunft eines Verhaltens aus einem bestimmten Ich-Zustand zu treffen. Das soll uns aber nicht entmutigen, uns Klarheit darüber zu verschaffen, was den anderen bewegt, warum er/sie so agiert oder reagiert?

Die sachinhaltsbezogene Diagnoseform stellt darauf ab, was jemand inhaltlich sagt, nicht wie er etwas sagt, dann wären wir wieder in der verhaltensbezogenen Diagnose, weil sich ein anderer Verhaltensaspekt eingeschlichen hat, etwa ein Lächeln im Zusammenhang mit einer scheinbaren sachlichen Mitteilung. Wir haben als Teil der verhaltensbezogenen Diagnose auch die Wortwahl kennengelernt. Jedoch beschränkte sie sich auf typische Redewendungen und natürlich nicht auf den gesamten Umfang der wörtlichen Inhalte der Ich-Zustände.

Auch führt die isolierte sachinhaltsbezogene Diagnose, wie schon an anderer Stelle erwähnt, zu keinem richtigen Ergebnis, wenn die anderen verhaltensbezogenen Aspekte von ihr abweichen. Wenn ein Vorgesetzter zu seinem Mitarbeiter sagt: "Sie sind ein guter Mitarbeiter" und runzelt dabei die Stirn, ist wohl offen, aus welchem Ich-Zustand er dieses tatsächlich sagt. Eher wäre wohl zu vermuten, das er es ironisch meint und sich im kritischen Eltern-Ich befindet. Damit bekommt die Botschaft einen ganz anderen Inhalt und erzielt natürlich auch eine andere Wirkung bei dem Angesprochenen. Diesem Thema wollen wir uns später bei den Duplextransaktionen widmen.

Wenn jemand sagt: "Nehmen Sie das nicht so tragisch, jeder hat schon einmal einen Fehler gemacht!", ist das eine Botschaft aus dem fürsorglichen Eltern-Ich. Hier kann das Eltern-Ich zwischen richtig und falsch unterscheiden, wertet jedoch den Menschen, der den Fehler gemacht hat nicht ab, sondern ermuntert ihn fortzufahren und zukünftig Fehler zu vermeiden. Wenn man bedenkt, daß Lernen das ständige Korrigieren und Vermeiden von Fehlern ist, ist diese fürsorgliche Eltern-Ich-Haltung sicherlich eine sehr konstruktive Reaktion.

Wenn jemand sagt: "Gibt man einem den kleinen Finger, dann nimmt er gleich die ganze Hand!", ist das eine übernommene kritische elterliche Botschaft, die irgendwann einmal von Elternpersonen übertragen wurde und stellt das kritische Eltern-Ich dar. Ob diese Regel so und ausschließlich richtig ist, bleibt vollkommen offen. Wenden wir sie zum Beispiel auf einen Vater an, der seinem heranwachsenden Sohn den kleinen Finger gibt, vielleicht weil er ihn für sein gutes Zeugnis besonders belohnt, ist wohl vollkommen offen, ob der Sohn später für ein schlechteres Zeugnis die doppelte Belohnung verlangt.

Übung zu den Ich-Zuständen (Sachinhaltsbezogene Diagnose)

In unseren praktischen Seminaren führen wir immer eine Übung durch, die dazu dient anhand der sachinhaltlichen Aussage ohne viel Federlesen auf den aktiven funktionellen Ich-Zustand zu schließen. Also aus welchen funktionellen Ich-Zuständen kommen folgende Sachaussagen: Aus dem fEl, kEl, Er, raK, faK oder fK?

Eine Musterlösung finden Sie unten.

  Sachaussage

Funktioneller Ich-Zustand 

1. Ich mag es, wenn andere Probleme haben und sie damit zu mir kommen!
2. Ich fahre gerne schnell.  
3. Wenn ich eine Konfliktsituation erlebe, überprüfe ich erst einmal nüchtern alle beteiligten Positionen.  
4. Ich bin manchmal sehr impulsiv.  
5. Über Ungerechtigkeit rege ich mich immer riesig auf.  
6. Das Management darf in keiner Situation die Übersicht verlieren. Das kann tödlich werden.  
7. Ich bemitleide mich oft über alles Ungemach, was mir so dauernd widerfährt.  
8. Frauen gehören an den Kochtopf.  
9. Ich akzeptiere die Meinung anderer, auch wenn ich sie nicht grundsätzlich teile.  
10. Beim Sport möchte ich andere gern übertrumpfen.  
11. Ich hasse es, Opfer von Unzulänglichkeiten anderer zu werden.  
12. Um sich im Berufs- und Geschäftsleben durchsetzen zu können, braucht man eben viel Ellenbogen.  
13. Ich fühle mich ganz einfach sicherer, wenn ich für einen Chef arbeite, der mir eindeutige Anweisungen gibt.  
14. Den Menschen würde es besser gehen, wenn sie die Notwendigkeit der Disziplin erkennen würden, anstatt sich immer nach dem leichtesten Weg umzusehen.  
15. Ich habe eindeutige Vorstellungen von richtig und falsch. Ich bleibe jedoch neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen.  
16. Es macht mir viel Freude, junge Menschen auf ihren Berufsweg zu bringen.  
17. Ich erzähle gern Witze und erheitere meine Mitmenschen oft und gern.    
18. Mir ist die Arbeitswelt viel zu hart und stressig. Ich sehne mich immer nach dem Wochenende und meinem Urlaub.  
19. Die Würde eines Mitarbeiters sollte immer  gewahrt bleiben, auch wenn das durch wirtschaftliche Zwänge manchmal auch nicht so einfach ist.  
20. Manchmal kann ich mich über vollkommen unsinnige Regeln aufregen. Da sitzt so einer da, und denkt sich irgend etwas aus und alle müssen dem folgen.
 
21. Wenn bisher ungewohnte Dinge auf mich zukommen, nehme ich mir eine geistige "Auszeit" und sortiere meine Gedanken, um auf die Herausforderung eine Antwort geben zu können.  
22. Wenn ich jemanden erlebe, der sich wirklich abmüht, muß ich ihm zwangsläufig helfen, ob ich will oder nicht.  
23. Wenn einer große Reden schwingt, woran wir uns alle halten sollen und so weiter. Und, wenn dann er der erste ist, der alle Regeln in den Wind schlägt, raste ich aus.  
24. Wie manche Manager mit ihren Mitarbeitern umgehen, geht mir gegen den Strich. Da muß doch Fairness und Anständigkeit gewahrt bleiben. Oder muß man das erst einfordern?  

 



Weil Botschaften bzw. Sachinhalte des kritischen und fürsorglichen Eltern-Ichs in der Praxis nicht so einfach zu entlarven sind, sollen hier einige genannt und bezeichnet werden:

  • Irren ist menschlich, Vergeben ist göttlich. (kritisches Eltern-Ich)
  • Streitkräfte lassen sich nur mit harter Disziplin führen. (kritisches Eltern-Ich)
  • In einer schwierigen Lage ist eine falsche Entscheidung besser als gar keine. (kritisches Eltern-Ich)
  • Es gibt zwei Arten von Menschen – die einen machen das Problem noch größer, die anderen tragen zu seiner Lösung bei. (kritisches Eltern-Ich)
  • Um sich im Berufs- und Geschäftsleben durchsetzen zu können, braucht man Ellenbogen. (kritisches Eltern-Ich)
  • Es ist außerordentlich wichtig, daß die Führenden nie den Überblick über die Situation verlieren. (kritisches Eltern-Ich)
  • Die Menschen wenden sich um Rat eher an mich als an andere. (fürsorgliches Eltern-Ich)
  • Kreative Menschen sind in den Organisationen von heute Mangelware. (kritisches Eltern-Ich)
  • Die Gesellschaft wäre sicherlich besser bedient, wenn die Menschen nach der Regel der „Goldenen Mitte“ leben würden. (fürsorgliches Eltern-Ich)
  • Ich fühle mich einfach sicherer, wenn ich für einen Chef arbeite, der mir eindeutige Anweisungen gibt. (kritisches Eltern-Ich/fügsames angepaßtes Kind-Ich)
  • Wenn Sie sich von einem anderen alles gefallen lassen, wird er Sie nicht achten. (kritisches Eltern-Ich)
  • Meine Eltern haben mich die Liebe zur Heimat gelehrt. Ich wünschte, ich könnte auch allen anderen einimpfen, wie wichtig das ist. (fürsorgliches Eltern-Ich)
  • Ich bin den Menschen gegenüber meistens mißtrauisch. (kritisches Eltern-Ich)
  • Ich habe es gern, wenn Menschen mit ihren Problemen zu mir kommen. (fürsorgliches Eltern-Ich)
  • Eine überragende Führungspersönlichkeit ist besser als zehn Ausschüsse. (kritisches Eltern-Ich)

Wenn jemand sagt: "Ich kann ruhig und sachlich bleiben, wenn andere sich in ihren Emotionen verstricken.", ist das Erwachsenen-Ich tätig. Wenn diese Aussage allerdings bedeutet, daß der Betreffende in emotionsgeladenen Situationen die Ruhe bewahrt, ist dies nicht unbedingt nur dem Erwachsenen-Ich zuzuordnen. Wenn dagegen jemand sagt: "Ich habe alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, ihre Vor- und Nachteile abgewogen und bin zu dem Schluß gekommen, wir sollten diese Alternative wählen," ist das Erwachsenen-Ich sicher am Werke gewesen.

Wenn jemand sagt: "Immer ich, immer bleibt an mir alles hängen!", ist ja nach Tonlage das rebellische oder fügsame angepaßte Kind-Ich eingeschaltet.

Wenn jemand sagt: "Britney Spears ist super", ist das freie Kind-Ich tätig.

 

 

Musterlösung:

  Sachaussage

Funktioneller Ich-Zustand (Musterlösung)

1. Ich mag es, wenn andere Probleme haben und sie damit zu mir kommen! fEl
2. Ich fahre gerne schnell. fK
3. Wenn ich eine Konfliktsituation erlebe, überprüfe ich erst einmal nüchtern alle beteiligten Positionen.   Er  
4. Ich bin manchmal sehr impulsiv. fK
5. Über Ungerechtigkeit rege ich mich immer riesig auf.   raK   
6. Das Management darf in keiner Situation die Übersicht verlieren. Das kann tödlich werden. kEl 
7. Ich bemitleide mich oft über alles Ungemach, was mir so dauernd widerfährt.   faK   
8. Frauen gehören an den Kochtopf.   kEl   
9. Ich akzeptiere die Meinung anderer, auch wenn ich sie nicht   grundsätzlich teile.   Er   
10. Beim Sport möchte ich andere gern übertrumpfen.   fK   
11. Ich hasse es, Opfer von Unzulänglichkeiten anderer zu werden.   raK   
12. Um sich im Berufs- und Geschäftsleben durchsetzen zu können, braucht man eben viel Ellenbogen.   kEl   
13. Ich fühle mich ganz einfach sicherer, wenn ich für einen Chef arbeite, der mir eindeutige Anweisungen gibt.   faK  
14. Den Menschen würde es besser gehen, wenn sie die Notwendigkeit der Disziplin erkennen würden, anstatt sich immer nach dem leichtesten Weg umzusehen.   kEl   
15. Ich habe eindeutige Vorstellungen von richtig und falsch. Ich  bleibe jedoch neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen.   Er   
16. Es macht mir viel Freude, junge Menschen auf ihren Berufsweg zu bringen.   fEl  
17. Ich erzähle gern Witze und erheitere meine Mitmenschen oft und gern.   fK 
18. Mir ist die Arbeitswelt viel zu hart und stressig. Ich sehne mich immer nach dem Wochenende und meinem Urlaub. faK 
19. Die Würde eines Mitarbeiters sollte immer  gewahrt bleiben, auch wenn das durch wirtschaftliche Zwänge manchmal auch nicht so einfach ist.  fEl   
20. Manchmal kann ich mich über vollkommen unsinnige Regeln aufregen. Da sitzt so einer da, und denkt sich irgend etwas aus und alle müssen dem folgen.
  raK   
21. Wenn bisher ungewohnte Dinge auf mich zukommen, nehme ich mir eine geistige "Auszeit" und sortiere meine Gedanken, um auf die Herausforderung eine Antwort geben zu können.   Er   
22. Wenn ich jemanden erlebe, der sich wirklich abmüht, muß ich ihm zwangsläufig helfen, ob ich will oder nicht.   fEl  
23. Wenn einer große Reden schwingt, woran wir uns alle halten sollen und so weiter. Und, wenn dann er der erste ist, der alle Regeln in den Wind schlägt, raste ich aus. raK
24. Wie manche Manager mit ihren Mitarbeitern umgehen, geht mir gegen den Strich. Da muß doch Fairness und Anständigkeit gewahrt bleiben. Oder muß man das erst einfordern?   faK   

 

 

 

 


Übrigens: Wir veranstalten Seminare zum Erlernen der TA-Konzepte und praktischer Anwendung.

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