Tipp 20: Wie passen die beiden wohl zusammen - "Forderer" und "Förderer"?

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin


Wenn wir von zwei Menschen die Egogramme haben, können wir uns einige Vorstellungen machen, wie die beiden, wenn sie zusammentreffen, wohl miteinander auskommen. Nehmen wir zum Beispiel die schon bekannten Managertypen  der "Macher" oder der "Permanente Forderer" und bringen ihn mit dem "Förderer" zusammen, so überrascht, welche Auswirkungen die zwei Punkte auf dem "o" auf Verhalten und Charakter haben.

"Forderer" oder "Macher"

Beim „Forderer“ ist das stark dominierende kritische Eltern mit dem hoch ausgeprägten Erwachsenen-Ich bestimmend für das Charakterbild des Managers. Das hohe kritische Eltern-Ich kann sich auch in der Physiognomie widerspiegeln, zum Beispiel durch eine starke Falte zwischen den Augenbrauen, nach unten gezogene Brauen oder auch Mundwinkel. Im Gesicht eines Forderers steht oft ein „V“. Dies ist der Anfangsbuchstabe von „Verfolger“. Später werden wir sehen, daß dies die bevorzugte Rolle eines Forderers ist.

 

 

 

Durch das hohe kritische Eltern-Ich angetrieben, weiß der Manager, was zu erreichen ist und setzt sein Erwachsenen-Ich ein, wenn es darum geht zu bestimmen, wie was zu erreichen ist. Rücksicht auf die beteiligten Menschen und vielleicht ihre Schwächen, kann er nicht nehmen, weil der Wert des zu erreichendem für ihn höher ist, als die Probleme beteiligter Menschen, oft bemerkt er gar nicht, wenn jemand überfordert ist.

Das gering ausgeprägte fürsorgliche Eltern-Ich komplettiert den Sachverhalt zusätzlich. Im übrigen richtet er diese „gnadenlose“ Haltung nicht nur gegen Mitarbeiter sondern auch gegen sich selbst aufgrund des gering ausgeprägten fürsorglichen Eltern-Ich.

Das geringe angepaßte Kind-Ich macht ihn von anderen unabhängig. Er ist nicht von Gedanken getrieben, wie werde ich von dem oder dem Anerkennung finden, oder wie falle ich wenig auf. Im Gegenteil, er neigt zur offenen Darstellung seiner Person und spielt sich oft und gern in den Vordergrund.

Das geringe freie Kind-Ich macht ihn nicht sehr sympathisch, er wird recht ernst seinem Beruf nachgehen, Spaß gehört nicht zu ihm. Sport kann zu seinem Repertoire gehören, dann wird es aber oft zur Schinderei, es muß hart sein. Dann sind dies aber keine Äußerungen des freien Kind-Ichs, sondern er wird wiederum angetrieben von seinem dominanten kritischen Eltern-Ich.

"Förderer"

Beim "Förderer" ist ein hoch ausgeprägtes fürsorgliches Eltern-Ich gepaart mit einem gleichfalls hoch ausgeprägtem Erwachsenen-Ich. Er wird immer als Förderer seiner Mitarbeiter auftreten, Defizite akzeptieren und ihnen Möglichkeiten für ihre persönliche Entwicklung eröffnen. Das hohe Erwachsenen-Ich sichert den Sinn für die Realitäten und wirklichen Erfordernisse im Unternehmen und verhindert, daß er sich im bloßen „Fördern“ verliert.

Das gering ausgeprägte kritische Eltern-Ich sorgt im Kontext mit dem Erwachsenen-Ich für eine hinreichende Leistungserwartung an Mitarbeiter. Hier wird der Unterschied nach Leistungserwartung deutlich, das kritische Eltern-Ich fordert im Sinne von „Du mußt!“ egal wie oder ob du es wirklich kannst. Das Erwachsenen-Ich fordert im Sinne von "Sie könnten, wenn Sie…, ich bin sicher, daß Sie das können", gibt Zeit für das Hineinentwickeln und weiß sich damit im Einvernehmen mit seinem fürsorglichen Eltern-Ich, akzeptiert aber auch persönliches Unvermögen, wenn es wirklich nicht geht.

Das gering ausgeprägte angepaßte Kind-Ich läßt den „Förderer“ von anderen unabhängig sein. Das mittel ausgeprägte freie Kind-Ich macht ihn für seine Mitmenschen sympathisch, wenn auch nicht überschwenglich erscheinen.

"Forderer" oder "Macher" gegen "Förderer"

Die ideale Kombination bei einem Manager wäre ein ausgewogenes Verhältnis von „Förderer“ und „Forderer“. Hier ist aber das Gegeneinander gegeben.

Will man nun klären, wie diese beiden Persönlichkeiten aufgrund ihrer Besetzung der Ich-Zustände mit Energie miteinander zurechtkommen, so zeichnet man die Egogramme einfach ineinander. Nun wird gegenüber gestellt, welche Ich-Zustände stark voneinander abweichen und welche sich stark überschneiden.

Das fürsorgliche Eltern-Ich von „Förderer“ ist bei weitem größer als das fürsorgliche Eltern-Ich des „Forderers“. Das läßt darauf schließen, daß eine Kommunikation zwischen beiden, zum Beispiel in Form von Paralleltransaktionen, nicht zustande kommt. Praktisch kann das bedeuten, daß der „Forderer“ kein Verständnis – wie schon angeführt - für Mitarbeiter, ihre Stärken oder Schwächen entwickelt, sondern immer eher nach den Ergebnissen fragt. Auf der Ebene des fürsorglichen Eltern-Ichs „verstehen sich beide nun gar nicht!“

Das kritische Eltern-Ich des „Forderers“ ist sehr hoch ausgeprägt, im Gegensatz zum kritischen Eltern-Ich des „Förderers“. Das läßt darauf schließen, daß der „Forderer“ oft eine weit kritischere Haltung gegenüber Problemen oder Menschen einnimmt, als der „Förderer“ das tut. Damit ist aber zu befürchten, daß beide auf dieser „Wellenlänge“ auch keine Gemeinsamkeit erzielen. Wenn man bedenkt, daß einige Antreiber – die werden wir später noch kennenlernen - aus dem kritischen Eltern-Ich wirksam werden, steht zu erwarten, daß der „Forderer“ hier viel mehr angetrieben ist als der „Förderer“. Er wird Werturteile mit sehr viel mehr Schärfe und Konsequenz fällen und zu erreichende Ziele höher und anspruchsvoller setzen und konsequent einfordern, egal ob die Betreffenden dies zu leisten vermögen oder nicht.

Das Erwachsenen-Ich von beiden ist hoch ausgeprägt, was auf eine Fähigkeit hinweist, anstehende Probleme richtig zu erkennen und die geeigneten Maßnahmen für ihre Lösung zu ergreifen. Beim Charakterbild des „Forderers“ ist allerdings zu berücksichtigen, daß er sein Erwachsenen-Ich in den Dienst seines hohen kritischen Eltern-Ichs, bzw. seiner Antreiber stellt. Dies tut der „Förderer“ nicht in dem hohen Maße, was ihm vom „Forderer“ den stillen Vorwurf des nicht konsequent seins eintragen kann.

Das angepaßte Kind-Ich des „Forderers“ ist gering, das des „Förderers“ aber höher. Das geringe angepaßte Kind-Ich des „Forderers„ macht ihn gegenüber Kritikern unempfindlich.

Das höhere freie Kind-Ich des „Förderers“ im Verhältnis zum „Forderer“ ist dagegen nun wieder eine Stärke. Damit wird die Fähigkeit begründet, Menschen an sich zu binden, ihnen sympathisch zu sein und allgemein eben „beliebt“ zu sein. Hier ist der „Forderer“ glatt im Nachteil. Das ist aber nicht verwunderlich, denn ein hohes kritisches Eltern-Ich erzeugt viel Distanz und wirklich keine Sympathie, schon gar keine Wärme. Das erzeugt eben nur ein hohes fürsorgliches Eltern-Ich.

 

 

 


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