Tipp 25: Typ X oder Y?

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

"Sind Sie ein X- oder Y-Typ?"

Theorie X besagt:


Theorie Y besagt:

Diese Gegenüberstellung von den zwei sogenannten „Menschbildern“ stammt von McGregor, für den es um die Frage ging, wie kann man Menschen zur Arbeit motivieren. Schauen wir uns diese Annahmen einmal genauer an und fragen uns, was bin ich für ein Typ, welche Meinung überwiegt denn bei mir? Sollte es Typ Y sein. Er fußt auf dem Vorherrschen sozialer und individueller Bedürfnisse. Können Sie das für sich eindeutig mit ja beantworten?

Der Typ X wird hingegen von rein materiellen Bedürfnissen und dem Bedürfnis nach Sicherheit getragen. Wie schnell zu erkennen ist, reduziert sich der innere Beweggrund bei Theorie X auf die Formel: "Ich arbeite, weil ich muß!" und nicht wie bei der Theorie Y: "Ich arbeite, weil ich Spaß daran habe!"

Stelle ich mir die Frage, habe ich Kollegen, Mitarbeiter oder auch Bekannte des Typs X um mich herum? Sind das eigentlich immer sogenannte "niedrige" Chargen? Nein um Gottes willen nicht! Auf den ersten Blick könnte man die Aussagen von Theorie X so verstehen: Da gibt es so einen "Esel", dem man immer mit der Peitsche traktieren muß, damit er sich bewegt. Das ist vollkommen falsch. Einmal sind Esel ganz anders und verdienen überhaupt nicht ihre volkstümlich übliche Zuschreibung. Und dann kenne ich so viele Handwerker, Monteure, ja Fließbandarbeiter mit Fleiß, hohen Fähigkeiten, Verantwortungsbereitschaft und viel Freude an der Arbeit. Und wir haben dagegen gerade in der letzten Zeit sehr viele, hoch bezahlte Top-Manager kennengelernt, die offenbar viel Mythisches über ihre Fähigkeiten vortäuschen konnten, aber in der Wahrheit wohl nicht viel konnten und generell in einem verantwortungsfreien Raum schwebten und dann noch mit unanständiger Bezahlung vertraglich abgesichert waren.

Der hat doch schwer gearbeitet, wird mir jemand entgegenhalten. Das ist vielleicht richtig, wenn das jemand als Arbeit bezeichnet. Aber das entscheidende für die Bestimmung des Typs X ist hier doch die mangelnde Geneigtheit der Übernahme von Verantwortung. Wer schlecht arbeitet, soll doch nicht auch noch "fürstlich" bezahlt werden, sagt man, das regt die Gesellschaft zu Recht auf, die da ohnmächtig zuschauen muß.

Zurück zur Arbeitswelt: Allgemein gilt, der Typ Y als Führungskraft sucht sich Typ Y – Mitarbeiter und verzweifelt an Typ X – Mitarbeitern, ja versucht sie loszuwerden. Der Typ X als Vorgesetzter ist zwar auf den ersten Blick nicht so leicht zu erkennen, wie wir gesehen haben, aber er sucht sich einen Haufen unselbstständiger und unterverantwortlicher X – Mitarbeiter, die er dann munter kommandieren kann. Ein Y – Mitarbeiter fühlt sich in einem derartigen Regime nicht wohl.

Fragt sich nun noch, kann man einen Typ X in einen Typ Y verwandeln? Die Antwort lautet ganz klar, Nein! Nicht, daß es grundsätzlich unmöglich wäre. Nein, aber das Weltbild eines Menschen des Typs X ist erst einmal so fest fixiert und bestimmt sein Denken, Verhalten und seine Gefühle, also seinen Charakter. Das ein anderer den beinflussen könnte, ist zwar möglich, aber erst einmal gilt ein psychologisches Grundgesetzt, das besagt: Menschen beharren auf ihrer Meinung, einem Bild, daß sie sich über sich, die anderen und die Welt und die Sache gemacht haben. Dies ist keine bornierte Sturheit, sondern das ist ein innerer Schutz gegen Beeinflussung und Manipulation. Es erscheint uns in Form der „psychischen Stabilität“ unserer Mitmenschen. Wäre das nicht so, würden wir es mit lauter Flippies zu tun haben, jeder würde heute das und morgen etwas anderes erzählen. Der Mensch würde nicht mehr "einschätzbar" sein, hätte "keinen Standpunkt" mehr, wäre "nicht mehr zuverlässig" und auch "nicht mehr koalitionsfähig". Das sind nur einige von mir herausgesuchte Aspekte in der Arbeitswelt, die gegeben sind aufgrund der "psychischen Stabilität" eines Menschen.

Welchen Tipp kann ich für die praktische Arbeit geben?

1. Machen Sie sich klar, wen Sie an Bord haben?

2. Haben Sie eine überwiegende X – Mannschaft übernommen, haben Sie eine schlechte Karte gezogen. Welcher Ausweg bleibt? Schauen Sie nach Y- Mitarbeitern, ob es sie gibt. Wenn ja, verstärken Sie deren Rolle und Einfluß.

3. Wenn Sie einen X-Typ eindeutig identifiziert haben, machen Sie sich keine Illusionen, den ändern Sie nicht.

4. Wie können Sie diese „Haltung“ aus Ihren Mitmenschen heraus bekommen? Einfach durch Zuhören, gezieltes Fragen und Beobachten.

5. Machen Sie sich bitte keine Illusionen, einen X- Bereich in einen Y-Bereich zu verwandeln ist nicht nur konfliktreich, traurig und zeitaufwendig, sondern schlicht unmöglich. Niemand kann Menschen verändern, wenn diese es nicht wollen.


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