Tipp 26: Wer Motivieren will, muß die Motive anderer erkennen!

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

Wir haben die funktionalen Ich-Zustände als Quelle bestimmten Verhaltens kennengelernt. Wir können Charakterstudien mit dem Egogramm anstellen und das voraussichtliche Verhalten bestimmen. Weiterhin beschäftigten wir uns mit Formen der Kommunikation – verbal oder nonverbal – und den Regeln, wie gute Kommunikation geht und warum es zu Störungen kommen kann. Wir wollen uns nun fragen, was treibt uns denn eigentlich an, uns so oder so zu verhalten? Es gibt drei grundlegende Annahmen über menschliches Verhalten: Jedes Verhalten hat:

Der ursächliche Zusammenhang zwischen Motiv, Verhalten und Ziel ist in der folgenden Abbildung dargestellt.

 

Schauen wir uns nun einmal den Fall an, daß Verhalten aus einer physischen Ursache herrührt, so kommt einem vielleicht ein Schlag gegen jemanden in den Sinn, gegen den sich der Betreffende durch Ducken oder Schutz wehrt. Sein Ziel ist die Körperliche Unversehrtheit. Hat es eine psychische Ursache, so sind wir schon beim Motiv. Ein Motiv war bekanntlich ein psychologischer Beweggrund. Es beruht auf einem Bedürfnis, das heißt auf der Differenz zwischen dem Benötigtem und dem tatsächlich Erreichten oder Vorhandenen. Eben aus dieser Differenz leitet ein Mensch eine bestimmte Form von Verhalten ab, um das angestrebte Ziel zu erreichen und damit zu befriedigen. Das gilt natürlich sinngemäß auch für Tiere. Wenn unsere Katze Hunger hat, beginnt sie umherzurennen, zu mauzen und macht ein erwartungsfrohes Gesicht. Dann bekommt sie ihr Fressen. In der Natur müßte sie sich mehr anstrengen. Hier habe ich durch ihr Verhalten darauf geschlossen, was ihr Motiv ist. Fragen konnte ich sie ja nicht. Das bedeutet aber, wir müssen im Umkehrschluß durch das Verhalten eines Menschen auf sein Motiv schließen.

Beim Menschen läuft es aber auch nicht viel anders ab. Möchte ein Mensch irgend etwas erreichen, macht er durch adäquates Verhalten auf sich aufmerksam oder befriedigt damit sein Bedürfnis. Möchte er zum Beispiel etwas Essen, kocht er sich etwas, oder läßt sich etwas kochen. Dazu hat er das entsprechende Verhalten in unseren gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen gelernt. Möchte er als guter Schüler in der Schule anerkannt werden, beteiligt er sich intensiv am Unterricht und erwartet gelobt zu werden und mit entsprechend guten Zensuren belohnt zu werden.


Wir können nur durch Verhalten auf die Motive eines Menschen schließen

Fassen wir einmal zusammen: Unsere wichtigste Grunderkenntnis war, jedem Verhalten von Menschen liegt ein Motiv oder auch ein Beweggrund genannt zugrunde. Nichts geschieht so, aus keinem Grund. Das Motiv ist in unserer Persönlichkeit verborgen und verankert. Hat jemand ein Motiv, immer groß dazustehen, also Geltungsbedürfnis, so wird sich ein entsprechendes Verhalten durch sein Leben ziehen. Hat jemand ein Bedürfnis sich selbst immer klein zumachen und durch andere, stärkere Menschen geführt zu werden, so wir er sich immer so verhalten, daß dies möglichst geschieht. Menschliches Verhalten ist damit aber immer eine Folge der Motive, die ein Mensch hat.

Wie aber kann nun eine Führungskraft motivieren? Auf alle Fälle nicht, indem er seine eigenen Bedürfnisse optimal befriedigt. Das ist zwar für sein Wohlbefinden wichtig, motiviert aber keinen anderen. Entscheidend für eine Führungskraft ist die Kenntnis der Motive eines Mitarbeiters. Was treibt ihn an? Und da das nicht in Worten auf der Stirn steht, muß man aufgrund seines Verhaltens auf seine Motive schließen. Einzig das Verhalten als Folge seiner Motive ist es, das mir als Führungskraft als Indiz zur Verfügung steht. Das es da zu Mißverständnissen kommt, liegt klar auf der Hand. Aber weil Transaktionsanalyse viel Licht in die Ursache menschlichen Verhalten bringt. Kann sie uns auch hier helfen, der gängigen Motivationstheorie mehr Fleisch auf die Rippen zu geben.


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