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Dr. Zeplin
Controlling und Personal

Tipp 27: Kennen Sie das "Hawthorne-Experiment"?

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

Das Interesse von Unternehmen und anderen Organisationen an dem Erkenntnisobjekt Motivation begründete sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf die einfache Relation: Mit welchem Aufwand (Verhalten) wird welches Ziel erreicht? Diese strenge, wie einfache Frage nach den Input-Output-Relationen war Kennzeichen für den „Taylorismus.“ Der Mensch wurde in einer Mensch-Maschinen-Kombination unter die gleiche Effizienzbetrachtung gestellt, wie eine Maschine. Die arbeitenden Menschen waren soviel wie Maschinenbestandteile, Räder im großen Getriebe, deren Gefühle, Bedürfnisse überhaupt keine Rolle spielten.

Erst das "Hawthorne-Experiment" (1924 – 1932) eröffnete eine neue Sicht in der Arbeitswelt. Wie aber kam es dazu? Der Psychologe Norman Triplett führte 1898 ein Experiment durch. Er hatte bemerkt, daß Radrennfahrer eine höhere Leistung ablieferten, wenn sie um die Wette fahren. So ließ er in einem Experiment Kinder eine Schnur so schnell sie nur konnten aufrollen. Wenn sie im Wettbewerb mit anderen waren, rollten sie noch schneller auf. Er nannte diesen Effekt die "soziale Aktivierung." Eigentlich inzwischen eine Binsenweißheit, oder? Das weiß doch jeder, Wettbewerb stachelt an!

Der Psychologe Robert Rosenthal ging noch weiter. Er wollte zeigen, daß nicht der Wettbewerb der Hauptantriebsfaktor ist, sondern die bloße Anwesenheit anderer schon Leistungssteigerung erzeugt. Bei seinem Experiment wurden nach Zufall ausgewählte Schüler in Grundschulklassen versetzt und beobachtet. Die Tatsache beobachtet zu werden, steigerte die Schulleistung der Kinder.

In dem "Hawthorne-Experiment" wollte man den Einfluß der physikalischen Variablen Helligkeit, also der Beleuchtung in der Fabrikhalle, auf die Produktivität untersuchen. Das Werk gehörte zur Western Electric Company in der Stadt Hawthorne in Kalifornien, welches zur großen American Telephone and Telegraph Company gehörte und Fernsprechanlagen herstellte.

Man betrachtete drei Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Arbeitsinhalten bei denen die Lichtstärke sukzessive erhöht wurde. Man erwartete ein Ansteigen der Arbeitsproduktivität. Das Ergebnis war aber nicht das erwünschte. In einer Abteilung war gar kein Zusammenhang zwischen Lichtintensität und Arbeitsproduktivität zu erkennen. In den anderen zwei Abteilungen wechselte das Ergebnis.

Nun wollte man ausschließen, daß die unterschiedlichen Arbeitsinhalte vielleicht einen Einfluß auf das Ergebnis haben könnte. Man wählte zwei Gruppen mit vergleichbaren Arbeitsinhalten aus. Ließ eine Gruppe als Kontrollgruppe mit herkömmlicher Beleuchtung arbeiten und variierte bei der Experimentalgruppe das Licht. Nun erhöhte sich mit wachsender Beleuchtungsintensität bei der Experimentalgruppe tatsächlich die Arbeitsproduktivität, aber in der Kontrollgruppe, in der gar keine Lichtveränderung stattfand, erhöhte sich auch die Arbeitsproduktivität. Um die Verwunderung auf die Spitze zu treiben, erhöhte sich bei der Experimentalgruppe auch die Produktivität, wenn die Beleuchtungsintensität gesenkt wurde. Dies hatte erst sein Ende, wenn die Beleuchtung Mondlichtstärke erreichte.

Die Ergebnisse dieser Experimente zeigten eindeutig, daß die "soziale Aktivierung" hier im Spiele war. Egal wie die Beleuchtungsstärke eingestellt bzw. variiert wurde, Experimental- und Kontrollgruppe ließen sich davon nicht beeinflussen, sondern stimulierten sich selbst durch den Umstand unter Beobachtung zu stehen und damit außergewöhnliche Beachtung erfuhren.


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