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Dr. Zeplin
Controlling und Personal

Tipp 28: Das Bedürfnissystem von Maslow

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

Vielbeachtet in der Motivationsforschung waren die Ergebnisse von Abraham Maslow. Er beschrieb in seinem Modell fünf Motivsysteme, die sich als sehr praxisnah herausgestellt hatten.

Maslow stellte fest, daß es wohl reine physische Motive gibt, wie Hunger, Durst, Bedürfnis nach Schlaf, die er Grundbedürfnisse nannte. Zu ihnen gehört auch der Schutz vor Gefahren, Obdach etc, gemeinhin sind es Bedürfnisse, die zur Selbsterhaltung wichtig sind, das physische Überleben gewährleisten.

Ein weiteres Motivsystem sind die Sicherheitsmotive. Es ist fest in uns verankert, das Bedürfnis nicht verletzt oder geschlagen zu werden. Unter Berücksichtigung unseres sozialen und gesellschaftlichen Umfeldes kommen noch die Versicherung gegen Alter und Arbeitslosigkeit, Bedürfnis nach einer sicheren Wohnung und Heim, Schutz vor Bedrohung oder Diskriminierung, der Wunsch nach Stabilität, Angstfreiheit und Geborgenheit, das Bedürfnis nach Struktur, Ordnung und Gesetz sowie die Vorhersehbarkeit und Risikoeindämmung. Ziel der Befriedigung dieser Bedürfnisse ist das Überleben im weiteren Sinne, das heißt im Rahmen der gesellschaftlichen Gegebenheiten. Das Sicherheitsbedürfnis zählt auch zu den physischen Motiven.





Das dritte Motivsystem ist das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Es ist der Hunger nach liebevollen Beziehungen zu anderen Menschen, nach Gesellschaft, Kontakt, Familie oder Gruppen. Aber auch direkt eng auf einen anderen Menschen bezogen das Bedürfnis nach Liebe, Freundschaft oder Kameradschaft. Über das Ziel dieses Bedürfnissystems schweigt sich Maslow aus. Wir werden später erfahren, daß dieses Bedürfnis zu den psychologischen Bedürfnissen nach Streicheleinheiten und anderen jedweden Zuwendungen gehört.

Maslow hat sein Motivsystem "Pyramide" genannt. Das hatte seinen Grund, unterstellte er doch, daß auf jeder Stufe der Pyramide, also einem Motivsystem, die Bedürfnisse voll befriedigt sind, bevor sich der Mensch dem nächsten höheren Motivsystem widmet und Bedürfnisse entwickelt. Das stimmt partiell aber nicht generell, so daß wir die Form der Pyramide mehr aus historischen Gründen beibehalten haben.

Das folgende Motivsystem ist das Bedürfnis nach Achtung, Anerkennung oder Wertschätzung. Hier hat die von Maslow geprägte aufsteigende Stufenzwangsläufigkeit eine praktische Bedeutung. "Erst möchte ich Mitglied sein, dann erwacht der Wunsch nach Vorsitz", könnte die Formel sein, die diesen Tatbestand beschreibt.

Das Motivsystem hat zwei Betrachtungsweisen. Zum einen das, was man als Geltungsbedürfnis bezeichnet, wie das Bedürfnis nach Leistung, Können, Wissen und Kompetenz, weiterhin das Bedürfnis nach Selbstständigkeit, nach Unabhängigkeit und Freiheit und Selbstvertrauen. Dieses Bedürfnis ist durch die Selbsteinschätzung befriedigbar. Probleme entstehen natürlich, wenn eigener Anspruch an sich selbst nicht mit der Realität vereinbar ist.

Die zweite Betrachtungsweise des Bedürfnissystems Ego-Status hebt auf die Anerkennung durch andere ab. Hier ist der Wunsch nach Status und Aufmerksamkeit, das Bedürfnis nach Prestige, Ruhm, Dominanz und Würde und das Bedürfnis nach Anerkennung bestimmend. Ziel der Befriedigung dieser Bedürfnisse ist es, die eigene Wertschätzung zu erhalten und die Achtung anderer zu erhalten.

Die  Befriedigung des Bedürfnissystems "Selbstverwirklichung" beruht auf dem eigenen Wunsch nach Erfaltung der eigenen Fähigkeiten und dem Lösen besonderer Fähigkeiten. Üblicherweise gibt es wenige Positionen, auf denen diese Fähigkeiten ausgelebt werden können.


Wie können die Bedürfnisse in Unternehmen/ Organisatonen befriedigt werden?

Wenden wir nun unser erworbenes Wissen über die Motivsysteme von Maslow auf die Arbeitswelt an. Als erstes, wie können Grundbedürfnisse  im Betrieb befriedigt werden? Erinnern wir uns, Grundbedürfnisse beruhen auf dem Wunsch nach angenehmen Arbeitsbedingungen, Vermeidung von Anstrengungen, Bequemlichkeit und Hilfe sowie Unterstützung von Seiten der Organisation und der Kollegen.

Wie kann das Grundbedürfnis befriedigt werden? In erster Linie durch eine gute Bezahlung und zwar so lange, wie sie dem Streben nach Komfort und materiellen Besitz in der Privat- und Familiensphäre dient. Jeder Arbeitsplatz wird akzeptiert, wo diese Bedürfnisse befriedigt werden können, der Inhalt und die Art der Arbeit spielt eine untergeordnete Rolle.

Wie wird sich ein Manager verhalten, der Grundbedürfnisse seiner Mitarbeiter befriedigen will? Er wird "motivieren" durch Gehaltsaufbesserungen, bessere Arbeitsbedingungen, mehr Freizeit, längere Pausen gemeinhin durch Maßnahmen, die mit der Arbeitsaufgabe nichts zu tun haben.

Sicherheitsbedürfnisse beruhen auf dem Wunsch nach Sicherheit, geordneten Verhältnissen, zum Beispiel keinen gefährdeten Arbeitsplatz zu haben oder tiefreifenden Veränderungen ausgesetzt zu sein. Sozialen Leistungen, wie Krankenversicherungen, Unfallversicherungen, Rentenversicherungen etc.

Wie können Sicherheitsbedürfnisse im Betrieb befriedigt werden? Durch klare, geordnete Verhältnisse am Arbeitsplatz, durch Sicherheit und langfristigen Schutz. Durch eine Organisation, die lebenslangen Schutz gegen Beschäftigungslosigkeit ermöglicht, z. B. Beamtenstatus. Die Beschäftigung ist Mittel zum Zweck, der Inhalt und die Art der Arbeit spielt eine untergeordnete Rolle.

Was geschieht, wenn dieses Bedürfnis ausreichend befriedigt ist? Die Befriedigung wird mit einer angemessenen, recht ordentlichen Leistung beantwortet Zwar sind wenig neue Impulse, Flexibilität und Risikobereitschaft zu erwarten, aber die Mitarbeiter werden sich als "gute Leute" erweisen.

  

Zugehörigkeitsbedürfnisse beruhen auf dem Wunsch nach Beziehungen zu anderen Menschen, Akzeptanz von einer Arbeitsgruppe oder Organisation. Die Arbeitswelt wird als Möglichkeit betrachtet, freundschaftliche, harmonische zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen.

Wie können Zugehörigkeitsbedürfnisse befriedigt werden? Einrichten von Arbeitsplätzen, die Gelegenheit zu Gesprächen und Kontakten mit sympathischen Menschen bieten. Das können zum Beispiel Räumlichkeiten sein, zu denen die Mitarbeiter in Pausen gehen. Die Art der Aufgabe spielt weiter eine untergeordnete Rolle.

Wie wird sich ein Manager verhalten? Er wird "motivieren" durch Fördern informeller Gruppen oder außerbetriebliche Aktivitäten, wie Sport, Betriebsausflüge, gesellige Treffen etc. Er kann die Besonderheit, die Stärke oder Ausstrahlungskraft des eigenen Betriebs herausstellen oder immer wieder betonen.

Ego-Status-Bedürfnisse beruhen auf dem Wunsch nach einen Sonderstatus in der Arbeitsgruppe oder Organisation zu erringen. Weiterhin darauf Anerkennung zu erhalten und die Möglichkeit, die eigene Kompetenz zu beweisen Gemeinhin ist es das Bedürfnis das eigene Ego nach innen wie nach außen in den Vordergrund zu stellen.

Wie können Ego-Status-Bedürfnisse im Betrieb befriedigt werden? Durch Beförderung auf eine Stelle, wo der Mitarbeiter seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann, durch Zuordnung von besonderen Rechten, Verpflichtungen etc, die signalisieren, hier hat jemand eine wichtige Sonderaufgabe. Die Art der Aufgabe steht hier im Vordergrund, wenn man einmal vom Fall des Sonderstatus in Behörden etc absieht.

Wie wird sich ein Manager verhalten, wenn er der Befriedigung von Ego-Status-Bedürfnissen bei seinen Mitarbeitern freien Lauf lassen will? Er wird "motivieren" durch offizielle Bestätigung und Anerkennung einer Leistung und ihres Leistungsträgers, Betonung der Schwierigkeiten der Aufgabe und Lösung durch den Mitarbeiter, Auszeichnungen, Hervorhebungen in der Betriebszeitung, Hitlisten für besondere Leistungen wie Verbesserungsvorschläge, Verkaufsergebnisse etc.

Wenn die Bedürfnisbefriedigung nach Ego-Status hinreichend ermöglicht wird, kommt es zu überdurchschnittlichen Leistungen und hoher Arbeitsmoral. Aber die Geborgenheit und der Schutz der Schwächeren (Zugehörigkeit) nehmen ab.


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