Tipp 32: Überkreuztransaktionen und die 2. Kommunikationsregel

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

Gäbe es in Unternehmen oder unseren Organisationen nur Paralleltransaktionen, wäre der Idealzustand erreicht. Die Kommunikation könnte nicht besser sein. Auf der Erwachsenen-Ich-Ebene würden Arbeitstreffen, Konferenzen etc ablaufen, ja eben alles, was mit der Arbeit zusammenhängt. Auf der Kind-Ich-Ebene würden sich Zuneigungen und Abneigungen zeigen und ausgetauscht werden, auch würden Unterlegenheitsgefühle und Ängste gezeigt werden. Auf der Eltern-Ich-Ebene würden Mitarbeiter und Manager ihre Wertvorstellungen und ihre Förderungsaufträge austauschen, sie würden sich verstehen, weil sie auf der gleichen "Wellenlänge" sind.

Gäbe es nur Paralleltransaktionen, würden Mitarbeiter sich zurecht kritisieren lassen, wenn sie Fehler gemacht haben. Andere, die heute nicht gut drauf sind, würden ihren Vorgesetzten oder Kollegen ohne Mühe dazu bekommen, daß er oder sie ihre Arbeit machen oder ein für sie zu schwieriges Problem lösen. Und wenn sie noch schlechter drauf sind, vielleicht auch ekelig und kaum noch zu ertragen sind, haben Kollegen und Vorgesetzte für ihr Verhalten volles Verständnis.

Wir bewegen uns wohl deutlich von dem weg, was man als Normalität bezeichnet. Mit der Realität hat der Traum von der absoluten Gültigkeit der Paralleltransaktionen wohl nichts zu tun.

Was aber hat nun die Klage von Managern auf sich: Die Leute können nicht miteinander reden? Ist nicht der Zustand auch eine wirkungsvolle Kommunikation, wenn zwei Beteiligte sich weniger laut oder leise anmachen, daß der andere schlicht keine Ahnung habe? Zweifelsohne ist das auch eine Form von Kommunikation und wirkungsvoll ist sie ohnehin. Was aber wollen wir unter dem Begriff, vielleicht positiver Kommunikation verstehen? Um sie abzugrenzen, erscheint es sinnvoll, die Formen überwiegend negativer Kommunikation darzustellen. Das soll nunmehr erfolgen, indem wir Überkreuztransaktionen darstellen.

Das Konzept der Überkreuztransaktionen beschäftigt sich mit dem Tatbestand, daß ein Gegenüber eben nicht aus dem Ich-Zustand reagiert, der von seinem Gegenüber angesprochen wurde. Dies führt zu mangelhafter Kommunikation. Wenn jemand aus einem anderen Ich-Zustand reagiert, als dem der angesprochen ist, kann er auch nicht wirklich zugehört haben, allenfalls hat er die Worte gehört. Meist hat er, so glaubt er, schon gewußt, was der andere hat sagen wollen.

Wir wollen uns das Wesen der Überkreuzung an dem einfachen Beispiel eines Ehepaars aus seinem Ehealltag durchspielen. Der folgende Dialog eröffnet den Reigen:

 

 

Mann aus dem Er: "Weißt Du, wo der Autoschlüssel ist?"
Frau aus dem Er: "Leider nicht. Aber hast du schon mal im Regenmantel nachgesehen?"

Ganz anders klingt der folgende Dialog. Wie wir anhand des Transogramms sehen, wechselt die Frau den Ich-Zustand und beantwortet die Frage ihres Mannes gar nicht, sondern sorgt sich ungefragt um seine Gesundheit und wechselt folglich auch erst eimal das Thema.

 

Mann aus dem Er: "Weißt Du, wo der Autoschlüssel ist?"
Frau aus dem fEl: "Autofahren ist Gift für Dich. Du regst Dich immer so auf."

 

Bei dem nun folgenden Dialog wird seine Frage wieder nicht beantwortet und sie macht ihm Vorhaltung wegen seiner vermeintlichen Unordentlichkeit.

Mann aus dem Er: "Weißt Du, wo der Autoschlüssel ist?"
Frau aus dem kEl: "Paß doch auf Deine Sachen alleine auf. Wenn Du etwas ordentlicher wärst, wüßtest Du, wo der Autoschlüssel ist!"

 

Wieder anders ist der folgende Dialog. Er bekommt wieder keine Antwort auf seine Frage nach dem Autoschlüssel, sondern sie reagiert aufbegehrend, weil er sie so etwas fragt.

 

Mann aus dem Er: "Weißt Du, wo der Autoschlüssel ist?"
Frau aus dem raK: "Ach, laß mich doch mit Deinem Autoschlüssel zufrieden. Ich hab etwas anderes zu tun, als auf Deinen Autoschlüssel aufzupassen."

 

Bei der nun folgenden Variante bekommt er wieder keine Antwort auf seine Frage nach dem Autoschlüssel, sondern sie bejammert sich, weil er sie so etwas immer fragt.

Mann aus dem Er: "Weißt Du, wo der Autoschlüssel ist?"
Frau aus dem faK: "Immer soll ich alles wissen. Warum fragst Du denn immer mich?"

Bei der letzten Variante bekommt er wieder keine Antwort auf seine Frage, sondern muß sich eine witzige Bemerkung anhören.

 

 

Mann aus dem Er: "Weißt Du, wo der Autoschlüssel ist?"
Frau aus dem fK: "Der steckt bestimmt im Zündschloß im Auto!"

Alle Transaktionen sind Überkreuztransaktionen, auch wenn sich manchmal in der Zeichnung die Pfeile nicht überkreuzen. Entscheidend ist, daß die Frau nicht mit dem Ich-Zustand reagiert, den er bei ihr angesprochen hat, nämlich ihr Erwachsenen-Ich. Also bekommt er bei allen Überkreuzungen keine Antwort auf seine Frage. Ist das das Wesen von Überkreuzungen? Ja, das ist das Wesen von Überkreuzungen. Es findet immer ein funktioneller Ich-Zustandswechsel und damit ein Themenwechsel statt.

 


 

Übrigens: Wir veranstalten Seminare zum Erlernen der TA-Konzepte und praktischer Anwendung.

Zu den Seminaren


Zu Termine und Anmeldung