Tipp 7: O.K.-Positionen in Ich-Zuständen

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

 

In welchen Ich-Zuständen stecken die Grundpositionen und wie äußern sie sich?

Fragt man sich, in welchen Ich-Zuständen stecken nun eigentlich diese Grundpositionen? Dann ist die Antwort einfach und dann doch noch nicht klar: In allen!

Wir wollen uns das im einzelnen einmal genauer ansehen. Wenn wir uns noch einmal vor Augen führen, eine Grundposition ist das innere Empfinden gegenüber einem anderen. Also zum Beispiel im fürsorglichen Eltern-Ich, ich empfinde mich als O.K. und der andere ist für mich etwas minderbemittelt und muß von mir betuttelt werden. Bei einem Kind ist dies konsequenterweise natürlich so der Fall, bei einem Erwachsenen aber für gewöhnlich nicht. Wenn ich diese Fürsorglichkeit nun aber dennoch übernehme, werte ich den anderen ab und tue so, als wäre er noch ein Kind, ja ich zwinge sie ihm auf, egal ob er das will oder nicht. Ich nehme eine +/- Position aus dem fürsorglichen Eltern-Ich ein.

Gibt es auch eine +/+-Position aus dem fürsorglichen Eltern-Ich? Natürlich gibt es die, nämlich wenn der andere wirklich hilfsbedürftig ist und mir für meine Fürsorglichkeit auch wirklich dankbar ist.

Also auf den Punkt gebracht, wo ist der Unterschied? Er ist recht einfach! Jemand der aus dem fürsorglichen Eltern-Ich eine +/+-Grundposition, wir können auch sagen eine +/+-Haltung einnimmt, danke ich ehrlich für seine Zuwendung. Bei jeman, der aus einer +/--Grundposition mir gegenüber agiert, möchte ich mich nicht bedanken. Eher befinde ich es als Bevormundung und möchte mich davon befreien. Die Zuwendung, die ich bekomme, will ich gar nicht haben. Ich fühle mich abgewertet.

 

 

Fürsorgliches Eltern-Ich: +/+ "Ein Azubi von nur 16 Jahren sollte noch keine Arbeiten ausführen, bei denen die Gefahr besteht, daß er sich aus falschem Ehrgeiz überfordert und ggfs. gesundheitlich schädigt."

+/- "Meine Mitarbeiter kann ich keine halbe Stunde unbeaufsichtigt lassen, dann versieben sie sofort etwas. Das ist vielleicht  eine Rasselbande!"

 

 

Rebellisches angepaßtes Kind-Ich: -/+ "Jeder glaubt mich herumstoßen zu können. Das lasse ich mir nicht gefallen"

+/+ "Das Kunstwerk des Happening- malers K-Punkt gefällt mir gar nicht, für mich ist das bloß ein Geschmiere."

-/- "Das wird doch nie etwas, das kann doch überhaupt keiner. Wenn ich aber diese Schlaumeier so höre, kommt mir immer der Kaffee hoch."
 

Fügsames angepaßtes Kind-Ich: -/+ "Mir gelingt nie etwas, alles was ich anfasse, geht daneben."

+/+ Ich halte mich stoisch an Verkehrsregeln, weil ich für andere damit auch berechnenbar bin."

-/- "Das ist zum verzweifeln, da kann ich doch nichts  dagegen machen. Das löst doch überhaupt niemand, wenn die anderen auch noch so große Töne spucken."

Kritisches Eltern-Ich: +/+ "Ein als erfolgreiches, anerkanntes altherge-brachtes Wertesystem ist eine gute Leitschnur für besseres Zusam-menleben von Menschen."

+/- "Junge Menschen müssen erst einmal gehorchen lernen, bevor man ihnen mehr Verantwortung gibt."

 

 

 

 

Erwachsenen-Ich: +/+ "Nach meiner Erfahrung gelingt ein Vorhaben gut, wenn ich mit meiner Mannschaft vorher gut alles geplant habe und alle möglichen Eventualitäten auch schon einmal gedanklich durchgespielt habe.

 

 

Freies Kind-Ich: +/+ "Wenn wir viel Spaß an der Arbeit haben, geht alles viel leichter. Dann können wir auch
einmal einen Mißerfolg leicht wegstecken."

+/- „Den schicke ich in den Wald. Das wird richtig lustig, wenn der sich tot sucht!“

 

Wie sieht die +/+-Grundposition im kritischen Eltern-Ich aus? Sie bestimmt zum Beispiel ein Werturteil, das einen anderen nicht harabsetzt. Oder aus ihr heraus verweist jemand auf Regeln, die für Menschen zum Schutze und sein Wohl gemacht sind und eingehalten werden sollen. Und die +/--Grundposition dagegen? Sie setzt generell den Anverläßt.deren herab, es ist somit eine Abwertung.  

Das Erwachsenen-Ich vertritt grundsätzlich eine +/+-Grundposition. Gibt es auch eine +/- -Position aus dem Erwachsenen-Ich? Man könnte ja an jemanden denken, der seine Fähigkeiten und seinen Verstand zum Schaden anderer Menschen einsetzt. Aber in diesem Fall ist ein anderer funktioneller Ich-Zustand aktiv. Es könnte das kritische Eltern-Ich sein, das eine Abwertung beinhaltet und das Erwachsenen-Ich hat nicht die Kontrolle über das Verhalten und ist nur Erfüllungsgehilfe (Advocatus diaboli). Deshalb wollen wir dem Erwachsenen-Ich grundsätzlich eine +/+ -Grundposition zuschreiben.

Im rebellischen angepaßten Kind-Ich ist die -/+ -Grundposition beheimatet. Sie äußert sich dadurch, daß gegen irgendjemand oder irgendetwas aufbegehrend gemotzt wird. Gibt es auch eine +/+-Grundposition im rebellischen agepaßten Kind-Ich? Ja, die gibt es auch, wenn zum Beispiel ohne einen anderen herabzusetzen über ein modernes Musikstück sein Mißfallen ausdrückt oder über ein Bild "moderner Malerei" sein Unverständnis äußert und die Vernissage frustriert verläßt. Wie sieht die -/- -Grundposition aus dem rebellischen angepaßten Kind-Ich aus? Hier wird nun ein anderer abgewertet.

Die +/+ -Grundposition im fügsamen angepaßten Kind-Ich ist das, was wir als gutes Benehmen bezeichnen. Wenn jemand in der Zuhörerschaft eines Vortrags sitzt und er mit dem Vortrag nicht konform geht, dennoch aber bis zum Schluß ausharrt. Oder jemand an einer roten Ampel stehen bleibt, obwohl doch keiner kommt und er sich durch sein angepaßtes Verhalten Verhalten der Verkehrsordnung unterwirft, weil er akzeptiert, daß sie in erster Linie zum Schutz aller dient und deshalb erlassen wurde.

Im freien Kind-Ich ist erst einmal eine +/+ -Grundposition enthalten. Diese ist auch dann gegeben, wenn sich zwei Kontrahenten messen und versuchen besser zu sein als der andere. Dies zeigt sich bei einem Boxkampf, wenn nach dem Schlußgong die Kämpfer sich umarmen. Allerdings gibt es auch eine +/- -Grundposition im freien Kind-Ich, wenn der Betreffende oder andere Schaden an Leib, Leben oder Gesundheit erwarten können. Aus dem Spiel wird manchmal tödlicher Ernst, wenn Matterhornbesteigungungen im T-Shirt und mit Turnschuhen Todesopfer fordern, oder riskante Flugschauen in Katastrophen enden, oder ein wilde Rallye zum Tod von Zuschauern führt.

 

Was tun?

Wir müssen ein Instrument einsetzen, mit dem wir Grundpositionen bei anderen identifizieren können. Warum also diese Suchliste? Ganz einfach, weil Beziehungsstörungen ganz egal ob sie gering sind oder in handfesten Spielen enden, immer keine +/+-Beziehungen. Wenn ich also +/-; -/+ oder -/- Beziehungsangebote von Personen identifizieren kann, verbleibt das Primat des Handelns bei mir. Ob es mir immer gelingt die Beziehung positiver zu gestalten, ist natürlich mit dem bloßen Erkennen noch sicher.

 

Person In welcher Grundposi- tion erleben Sie die Person überwiegend? Wie, in welchen Situationen zeigt sich das? Erleben Sie die Person noch in einer anderen Grundposition? Wie, in welchen Situationen zeigt sich das? Welche Grundposition haben  Sie gegenüber der Person  häufig/über- wiegend? Wie empfinden Sie und was könnten Sie tun, wenn Sie die Bezihung verbessern wollen?
Müller Jeder meiner Vorschläge wird von ihm sofort kritisiert, er fragt gar nicht, was es bringt.   Ich ärgere mich, sage nichts und fühle mich abgewertet. Ich sollte ihn fragen, warum er das tut und was er konkret gegen meine Vorschläge hat.
       
       
       
       

 



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