Tipp 8: O.K.-Positionen und Verhalten

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

 

Welches Verhalten ist aus den Grundpositionen zu erwarten?

Wir haben das O.K.-Gitter oder auch O.K.-Korral von Frank Ernst kennengelernt. Dieses Schema beleuchtet das zu erwartende Verhalten eines Menschen aus einer Grundposition gegenüber anderen Menschen, Situationen oder Problemen.

 

 

Wiederum können wir durchaus "ich" auch durch "wir" ersetzen, dann haben wir die zu erwartenden Verhaltensweisen von Gruppen, Organisationen, ja ganzen Unternehmen. Dieses Schema ist beliebt und entspringt der Lust und Freude der TA’ler, mit anschaulichen Darstellungen komplexe Zusammenhänge zu verdeutlichen.

Ich habe dieses Schema übernommen und ein wenig modifiziert und damit, wie ich finde, noch praktischer gemacht im Hinblick auf die Lösung von Problemen.


Welchen Einfluß haben die Grundpositionen auf die Problemlösungsfähigkeit?

An seiner Problemlösungsfähigkeit ist erkennbar, ob jemand überwiegend seine Energie aus dem Erwachsenen-Ich einsetzt. Ich setze an Stelle der Verhaltensmuster aus der Grundposition -/+ "sich zurückziehen … (von dem anderen, dem Problem) einfach umgangssprachlich, das ist ein "Abhauer". Er drückt sich vor der Problemlösung und "haut einfach immer irgendwie ab". Das muß gar kein körperliches Abhauen sein, sondern kann sich in einem nicht bei der Sache sein, die Sache nicht ernst nehmen oder nicht die Sache wirklich anpacken ausdrücken. Es ist fast überflüssig zu erklären, daß ein "Abhauer" natürlich in erster Linie vor der Übernahme der Verantwortung für die Lösung eines Problems "abhau
t".

 

 

"Abhauer" sind gut zu erkennen, weil sie kaum oder gar nicht das erwartete Ergebnis schaffen. Aber wenn man das erkennt, ist es schon zu spät. Auf dem Wege zur Lösung klagt er über Schwierigkeiten, meint andere müßten das eigentlich tun, könnten es besser etc. Auch wird häufig über das zu erwartende "Nichtfunktionieren" nach "innen akquiriert". Sicherste Indizien sind die "zweifelhafte Übernahme der Verantwortung" und die "halbherzigen Aktivitäten" zur Lösung. 

Der "Steckenbleiber" ist schwerer zu erkennen, weil er vom Ergebnis dem "Abhauer" gleichkommt. Er unterscheidet sich gegenüber dem "Abhauer", daß er dem Gegenüber, der die Ergebnisse von ihm erwartet, eine aggressive Haltung einnimmt. So in dem Sinne, Du kannst das doch auch nicht, Du Af…! Wohingegen der "Abhauer" eine unterwürfige Position einnimmt, in dem Sinne, ich kann das doch nicht, aber Du oder andere können das natürlich!

Der "Überroller" schafft das Ergebnis irgendwie, aber es gibt sehr oft "Opfer" oder gehörige Abstriche und Einschränkungen auf dem Weg zum Ziel. Er ist in der Regel "lauter", wenn es um die Lösung geht. Das kann auch Großspurigkeit oder ostentativ gespieltes sogenanntes "gesundes Selbstvertrauen" sein. Die Bezeichnung überrollen soll sein Verhalten gegenüber den anderen hervorheben. Er nimmt die anderen nicht mit auf dem Weg zur Lösung, läßt sie nicht machen, sondern macht selbst. Dies kann auch zu einem zwingenden Verhalten führen. Der "Überroller" nimmt aber die Verantwortung an, ja er begründet sein Verhalten gern und oft mit seinem Verantwortungsbewußtsein. Trifft ein "Überroller" auf einen "Abhauer" im Team, wird die "Zusammenarbeit" zu einem Dressurakt und es sind Maschenverwicklungen und Spiele zu erwarten.

Für den "Löser" sind die anderen O.K.! Er/sie binden die anderen mit deren Problemlösungskompetenz in den Prozeß ein. Das Ergebnis ist der Ausweis ob "Löser" am Werke waren. Auf dem Wege zur Problemlösung ist durch das "Wie sie es machen" zu erkennen, ob "Löser" aktiv sind, die negativen emotionellen Äußerungen sind auffallend niedrig.

Für die praktische Anwendung wäre die folgende Tabelle praktisch.

 

 

Was tun?

Stellt sich nun die Frage, was könnte man tun, wenn ein Problemlösungsteam oder eine Zwangsgemeinschaft in einer Prozeßkette eines komplexen Arbeitsprozesses sich aus Lösern, Abhauern oder Überrollern zusammensetzt?

Wenn nur "Abhauer" am Werke sind, dürfte keine Lösung zu erwarten sein. Ist ein "Löser" im Team, wird er wohl, wenn möglich, die Last der Lösung tragen. Ist noch ein "Steckenbleiber" mit im Team kommt es auf dasselbe hinaus, nur kann die emotionelle Aufwallung unter Umständen höher sein.

Sind "Abhauer" und "Steckenbleiber" am Werke, kommt auch nichts heraus, eher Zank und Streit. Wenn die Lösung unverzichtbar ist, muß ein anderer als "Löser" einspringen.

Ist ein "Überroller" mit "Abhauern" oder "Steckenbleibern" im Team, gibt es Streit, Maschen- und Spielverwicklungen, aber je nach konditioneller Beschaffenheit des "Überrollers" wird es ihm gelingen ein Ergebnis zu erzwingen oder er muß es letztendlich selbst machen.

Kann ein "Löser" im Team mit "Abhauern" diese bekehren? Grundsätzlich möchte ich vor zu viel Optimismus warnen. Dennoch kann der "Löser" behutsam und mit viel Energie und Zeitaufwand die "Abhauer" zu einer Lösung führen. Das ist durchaus möglich, aber schwer.


Ist ein "Löser" mit einem "Überroller" in einem Team, kann es zu einem Wettbewerb um die Führungsrolle kommen. Auch könnte der "Überroller" ein Spiel (zum Beispiel SIWADAH "Sieh, was Du angerichtet hast?") einleiten. Es startet damit, daß der "Überroller" sich anfangs auffällig zurückhält, dann aber, wenn die Lösung in weite Ferne rückt, in die Rolle rückt: "Jetzt muß ich mich einmal richtig um die Sache kümmern!"


Übrigens: Wir veranstalten Seminare zum Erlernen der TA-Konzepte und praktischer Anwendung.

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