Tipp 9: Was sind Abwertungen?

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

Kennen Sie das: Jemand begrüßt Sie und verändert Ihren Namen irgendwie witzig oder fügt etwas hinzu, wie großer Meister oder Meister aller Klassen. Was ist das, was steckt dahinter? Die Transaktionsanalyse bezeichnet das als Abwertung (Mißachtung oder Diskontierung) und versteht darunter eine mangelde oder mit Mängeln behaftete Beachtung eines Menschen durch den "Abwerter".

Dies kann durch Verhaltensmuster des jemanden Nicht-voll-nehmen, Übergehen, Harabsetzen, Übersehen, Nicht-ganz-ernst-nehmen der Bedürfnisse, Wünsche, Gefühle, Gedanken und Meinungen eines anderen Menschen geschehen.

Wie sieht das in der Praxis aus? Es beginnt mit einer verbalen Abwertung: Guten Tag, Herr Oberschlau, geht weiter, wenn ein Vorgesetzter die Verdienste eines Mitarbeiters verschweigt oder ihn bei der Namensnennung so einfach vergißt. Oder wenn ein Kollege die Trauer eines anderen Kollegen aufmischen will durch ein kräftige Sause durch die Lokalitäten. Auch wenn eine Kollegin ehrlich und offen ihre Wünsche nennt und Hohnlachen erntet, erfährt sie eine Abwertung. Alle destruktiven Überkreuzungen sind Abwertungen.

Mit der Abwertung werden vom "Abwerter" negative Streicheleinheiten gegeben oder mit positiven gemischt, wie Essig in den Wein gegossen (Guten Tag, Herr Oberschlau). Abwertungen drücken zugleich eine +/--Grundpositiondes "Abwerters" aus. Diese beschriebenen Abwertungen entstehen im Kontakt oder der Beziehung zwischen Menschen und haben entweder einen Akteur, den "Abwerter", oder gegenseitig wechselnde "Abwerter", man denke nur an die Überkreuztransaktion "Säbeltanz".

Nun gibt es aber Abwertungen bei denen sich ein Mensch selbst abwertet. Dies ist dann der Fall, wenn er sich selbst klein macht, oder sich offen verbal tadelt, wenn ihm etwas daneben gegangen ist. Hier sich jemand selbst negative Streicheleinheiten und dies kann einher gehen mit einer von ihm so empfundenen -/+-Grundposition. Der Vorgang der Selbstabwertung ist ein interner psychischer Vorgang, den wir nur im Ausnahmefall des öffentlichen Tadelns eindeutig beobachten können.