Was sind die Ursachen für Spiele?

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

Drei Hauptursachen wären zu nennen:

1. Bei anderen Beachtung und Bestätigung finden.

Der Controller hat sein festgefügtes Urteil über den Verkaufsleiter. Er akquiriert für seine Meinung bei seinen Kollegen und seinem Chef. Das Gespräch mit dem Verkaufsleiter legt er unbewußt so an, daß er Bestätigung für seine Einstellung bekommt: "Mit so einem Mann..."
   
Der Verkaufsleiter macht sich unbewußt klein in seiner Opferrolle, um frei nach David und Goliath dem Controller das Fürchten zu lehren. Er fühlt sich anschließend etwas besser, wenn er seinen Ärger, gleich wo er herrührt, an diesen lästigen Zahlenknecht ausgelassen hat. Sein Lohn ist ein Triumphgefühl für sich und die Beachtung durch den Controller, wenn dieser kleinlaut abzieht und sich ärgert.
   
2. Austausch von negativen Streicheleinheiten

Da die beiden sich wohl nicht mögen, kann es auch nicht zum Austausch positiver Streicheleinheiten kommen. Das heißt, eine unbelastete Kommunikation ist nicht möglich. Weil beide aber irgendwie zusammenarbeiten müssen, tauschen sie nun halt eben negative Streicheleinheiten aus. Wenn ich keine positive Beachtung bekommen kann, nehme ich mir auch negative. Schlimmer ist es nämlich, gar nicht beachtet zu werden. Aus der angestrebten Zusammen-"Arbeit" wird dadurch aber leider ein "Spiel" ohne ein greifbares Ergebnis.
   
3. Die eigene Position festigen und die "scheinbare" Beziehung zu Mitmenschen

Der Controller hat einen Glaubenssatz über den Verkaufsleiter, nämlich: "Das beweist wieder einmal, Verkäufer sind keine Kaufleute ...!" Wäre der Verkaufsleiter ihm sympathisch, käme dieser Glaubenssatz nicht zum Einsatz. Im vorliegenden Fall aber muß der Controller beweisen, daß dies richtig ist. Denn das ist ein Teil seiner eigenen Wertvorstellungen. Ihm ist nicht bewußt, daß sein subjektives Wahrnehmungsvermögen im Falle des Verkaufsleiters getrübt ist. Er hat ein (Vor)-Urteil und dies muß sich bestätigen. Sonst wäre es ja auch keines.

Abschließend eine wichtige Erkenntnis: Zu einem psychologischen Spiel gehören immer zwei Mitspieler in unterschiedlichen Rollen. Es ist deshalb einzig und allein für die Beteiligten von Interesse, herauszufinden, was ihr Anteil an dem Spiel ist. In diesem Fall bei beiden das jeweilige versteckte, halbbewußte (Vor)-Urteil.

4. Zu Spielen in Organisationen

In ein Spiel wird man hineingezogen

Spiele sind Verhaltenstendenzen, die immer andere mit einbeziehen. Mit sich selbst kann man nur schwerlich Spiele spielen. Man wird hineingezogen und kommt nur schwer wieder hinaus. Es ist ein gewisser Zwang von Gefangensein, besser Eingefangensein. Bei Spielen gibt es oft einen Hauptakteur, der mehr als die anderen unbewußte Regie führt.

Spiele kosten Zeit und binden Energie

Spiele in Organisationen kosten Zeit und binden Energie. Sie lösen kein Problem, sondern begünstigen eine Verhaltenswelt, die um das Problem herumtanzt, wie ums goldene Kalb.

Spiele sind Bestandteil der Organisations- und Unternehmenskultur

Spiele sind Teil der Unternehmenskultur, dadurch daß sie zugelassen sind. Sie bestimmen auch, ob eine Organisation sich externen und internen Herausforderungen stellen kann oder nicht. Spiele haben, wenn sie erkannt werden, ein vorhersehbares Ergebnis. Da dies oft nicht den Erwartungen entspricht und dem Ziel erwerbswirtschaftlichen Strebens widerspricht, kann man Spiele getrost auf die Liste "vermeidbarer Ärgernisse" und "Blindleistungen" verbannen.

Spiele schaffen Probleme, lösen sie aber nicht

Spiele tragen nicht zur Lösung von Problemen bei, im Gegenteil, sie schaffen weitere Probleme. Die Beteiligten sinnen in der Regel auf Rache und Fortführung des Spiels, wenn es erlaubt ist und sich eine Gelegenheit bietet. Wer sich ärgert, kann aber auch nicht unbeschwert denken!

Spiele erzeugen Verlierer und einen Knack’s in der Motivation

Wenn Spiele ablaufen, gibt es immer Gewinner und Verlierer, die Verlierer fügen sich in ihre Rolle, aber sie haben einen Knack’s in ihrer Motivation erlitten. Die "scheinbare" Zusammen-"Arbeit" wird als Kampfsituation erlebt.

Spiele verhindern Kreativität

Wenn Spiele ablaufen ist immer Spannung angesagt, die Wut- oder Angstgefühle erzeugen. Das verhindert Kreativität, die aus dem freien Kind-Ich kommt und in der spannungsbelagerten Welt sich nicht entfalten kann. Gefühle wie Wut, Ärger und Angst sind die schlechtesten Begleiter für kreative Entfaltung.

Der Spaß an der Arbeit schwindet

Weil die Menschen nicht nur zur Arbeit gehen, um sich als notwendiges Übel zu ernähren, sondern auch Spaß daran empfinden wollen, was sie tun, wofür sie sich verantwortlich fühlen, können Spiele sehr hemmend wirken. Sie verhindern Spaß an der Arbeit und begünstigen resignierende Reaktionen wie: Ach, rutsch mir doch…! etc.
 

 

 


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