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Dr. Zeplin
Controlling und Personal

Labor 2: "Eine hübsche Mitarbeiterin nimmt sich zu viel heraus!"

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

 

Mitglieder: Renate, Klaus, Edith, Petra, Hans, TAxpert

Mitglied Renate:

Ich hab da ein Problem: "Eine hübsche Mitarbeiterin nimmt sich zu viel heraus!"


Unsere Firma ist ein junges Gründungsunternehmen. Alle unsere Mitarbeiter sind jung, auch unser Chef. Der ist verheiratet und hat zwei Kinder. Meine Kollegin B. ist recht hübsch. Aber sie macht unserem Chef immer schöne Augen und denkt, sie sei etwas Besonderes. Aber um dem noch die Krone aufzusetzen, meint sie, sie müsse manche Arbeiten nicht machen. Spricht man sie darauf an, tut sie erstaunt; sagt aber sofort, das wäre mit unserem Chef so abgesprochen. Unser Chef weiß davon aber gar nichts, unternimmt aber auch nichts, wenn er darauf angesprochen wird. Ich ärgere mich dann immer darüber, weil ich nicht will, daß er in seiner Ehe Schwierigkeiten bekommt. Er ist mit drei anderen Gesellschafter, zugleich ist nur er Geschäftsführer unsere Firma. Ich möchte auch nicht, daß unsere Firma deshalb vielleicht einmal wegen der Kollegin B. in Schwierigkeiten gerät.

Was soll ich da tun?

1. Nun kommt erst einmal "TAxpert" zum Zuge. Er sagt: "Das sieht auf den ersten Blick eigentlich nicht wie eine Spielverwicklung aus. Dennoch ist es wohl sinnvoll, daß Sie, Renate doch erst einmal den
Spielplan nach John James ausfüllen. Dann wird uns Unbeteligten vielleicht etwas deutlicher, was bei Ihnen abläuft und welche Beziehung Sie zu Ihrem Chef und Ihrer Kollegin B. persönlich haben."

2. Die Teilnehmerin Renate greift nun vom Portal auf das Formular des Spielplans aus der Auswahl "TA-Instrumente" zu und beginnt ihn auszufüllen.

Spielplan nach John James (erweitert)   

Frage 1: Was passiert mir mit wem immer und immer wieder?

Meine Kollegin B. macht unserem jungen Chef immer schöne Augen. Aber damit nicht genug, sie denkt, sie sei hier bei uns etwas Besonderes und führt einfach wichtige Arbeiten nicht durch. Läßt sie einfach liegen, so daß ein anderer sie erledigen muß.
   
Frage 2: Wie fängt es meistens an?

Sie kommt morgens zur Arbeit, aufgedonnert und mit einem Dekollté bis zum Bauchnabel. Dann schwänzelt sie um unseren Chef herum, sagt ihm, daß er gut aussieht und allerlei andere Schmeichelleien. Der läßt sich das alles mit einem verlegenen Lächeln gefallen. 
   
Frage 3: Was geschieht dann?

Ihre Arbeit macht sie aber nicht. Sie geht einfach über ihre Pflichten hinweg. So daß sich dann irgendwer von uns erbarmen muß und die Arbeit dann doch macht. Wenn sie dann darauf von uns angesprochen wird, lacht sie nur und sagt, das wäre so schon in Ordnung. Der Chef wüßte ja davon.

Frage 4: Und dann?...und dann?... und dann?

Spreche ich dann mit meinem Chef darüber, hört er sich das alles an. Er sagt auch, er wüßte gar nichts davon und von einer Abstimmung zwischen ihm und der Kollegin B. kann gar keine Rede sein. Er sagt aber auch nicht, was er dagegen zu tun gedenke. Wenn ich ihm sage, daß die anderen Kollegen inzwischen sehr sauer sind, sagt er, das könne er verstehen und verspricht, mit der Kollegin B. einmal zu reden.
   
Frage 5: Wie endet es meistens? Wie gehen wir auseinander?

Ob er dann wirklich mit ihr redet, ist mir nicht bekannt. Aber am nächsten Tag macht sie so weiter, wie bisher. Es hat sich nichts geändert. Spreche ich sie persönlich an, wiederholt sie ihre Phrasen und lächelt fast triumphierend. Es hat für mich den Anschein, als würde sie es genießen, daß wir uns alle über sie ärgern.

Frage 6: Wie fühle ich mich am Ende?

Ich würde ja noch damit leben können, wenn sie nur unseren Chef anbaggert. Aber daß sie uns auch noch straft durch ihre provozierende Undiszipliniertheit, ärgert mich doch sehr. Ich fühle mich vollkommen machtlos, weil der Chef auch nichts unternimmt. Für ihn wäre es doch leicht zu sagen: Schluß jetzt, jeder macht die Arbeit, für die er hier ist, auch Sie Kollegin B.. Aber das macht er nicht, ich weiß nicht warum?

Den erweiterten Nachtrag (Frage 7 bis 9) des Spielplans füllt Teilnehmerin Renate erst einmal nicht aus.

Frage 7: Was, glaube ich, fühlt der andere? (Mein Einfühlungsvermögen.) (Noch offen)
   
Frage 8: Wie kann ich den Satz ergänzen: (Welche Meinung habe ich von dem anderen wirklich? Mein (Vor)-Urteil über ihn/sie.) (Noch offen)
   
Frage 9: Wie glaube ich, kann der/die andere dann den Satz ergänzen: (Welche Meinung hat der/die andere vermutlich wohl von mir? (Sein/ihr (Vor)-Urteil über mich.) (Noch offen)

3. Jetzt meldet sich Teilnehmer Klaus mit seiner Frage: "Ehrlich, das verstehe ich nun gar nicht, wie ist denn die Arbeit bei Ihnen verteilt? Kann sich denn jeder aussuchen, welche Arbeit er oder sie macht oder nicht? Bei uns wäre so etwas gar nicht denkbar, da weiß jeder welche Arbeit er zu machen hat. Und wenn eine neue Arbeit anfällt, wird sie jemandem eindeutig zugewiesen."

4. Antwortet Renate: "Nun, wir sind ein junges Unternehmen und erst ein Jahr am Markt. Da sind die Strukturen eben noch nicht so eingeschliffen. Die Kollegen sind alle hochmotiviert und reißen sich fast um die Arbeit. Jeder vertritt auch den anderen gern, wenn der voll mit einer anderen Sache beschäftigt ist. Weil wir so eine tolle Truppe sind, bei der sich jeder auf den anderen verlassen kann, sind wir ja auch alle so ärgerlich, wie sich die Kollegin B. bei uns aufführt."

5. Meldet sich Teilnehmerin Edith: "Das kann ich gut verstehen, daß alle sauer sind, wenn eine so gegen den Strom schwimmt. Sieht das denn der Chef nicht, daß er möglicherweise die hohe Arbeitsmotivation seiner Leute aufs Spiel setzt?"

6. Antwortet Renate: "Das glaubte ich anfangs auch, daß er das beurteilen könnte. Inzwischen glaube ich das nicht mehr. Gesagt habe ich es ihm schon oft."

7. Wirft Hans ein: "So wie es aussieht, sieht er das wohl nicht. Wie lange geht das denn schon?"

8. Antwortet Renate: "Die Kollegin B. war nicht von Anfang an dabei. Sie kam erst vor einem halben Jahr zu uns. Der Chef hatte sie persönlich ausgesucht und auch eingestellt. In den ersten Wochen war sie auch ganz normal. Aber nach einem oder zwei Monaten ging das dann los."  

9. Fragt nun Petra: "Sie sagten, sie befürchten er könnte in seiner Ehe Schwierigkeiten bekommen. Worauf begründen Sie Ihre Befürchtung?"

10. Antwortet Renate: "Ach, das habe vorhin so schnell gesagt. Aber für mich ist es schon eine Frage der Anständigkeit, daß eine Frau respektiert, wenn ein Mann verheiratet und damit für sie "tabu" ist. Das erwarte ich genauso von meinen männlichen Kollegen mir gegenüber."

11. Wirft Klaus ein: "Aber Sie können doch das Spiel der Geschlechter nicht einfach aus dem Unternehmen verbannen. Schließlich entstehen ja auch zwei von drei Ehen im Betrieb."

12. Entgegnet Renate: "Das mag ja alles sein, aber hier soll doch wohl keine Ehe geschmiedet werden, sondern eher eine zerstört werden. Deshalb finde ich das grundsätzlich unmoralisch."

13. Sagt daraufhin Petra: "Ach, ich glaube, dieses Problem, wenn es überhaupt eines ist oder wird, kann einzig und allein Ihr Chef für sich lösen. Er ist und bleibt auch dafür in meinen Augen allein verantwortlich."

14. Fragt Hans: "Sie befürchten mögliche wirtschaftliche Schwierigkeiten für das Unternehmen. Wie begründen Sie das?"

15. Antwortet Renate: "Nun, ich sagte schon, wir sind ein junges Unternehmen. Wir sind einschließlich unseres Chefs nur 6 Mitarbeiter. Wenn von den verbleibenden 5 Mitarbeitern eine ein Totalausfall ist, nur ihre Fingernägel lackiert und triumphierend herumläuft, arbeiten wir doch zu teuer."

16. Jetzt meldet sich wieder Klaus zu Wort: "Ehrlich mal, das kann ich wirklich nicht verstehen. Was macht denn Ihre Kollegin so den ganzen lieben Tag?"

17. Antwortet Renate: "So genau weiß ich das gar nicht. Ich sehe sie sehr oft telefonieren. Irgendetwas macht sie, aber ich weiß wirklich nicht was?"

18. Sagt Hans: "Das könnten doch einmal die anderen zwei Gesellschafter Ihrem Chef vorwerfen und als seine Führungsschwäche auslegen."

19. Antwortet Renate: "Ja, das könnte passieren. Die beiden sind oft im Unternehmen zu den häufig stattfindenden Gesellschafterversammlungen."

20. Jetzt greift "TAxpert" ein: "Fassen wir einmal zusammen: Wir erkennen drei Beziehungsebenen. Die erste ist die zwischen der Kollegin B. und dem Chef. Die zweite ist die Ebene Renate zu ihrem Chef und die dritte ist die Kollegin B. zu Renate. Die sollten wir alle auseinander halten und getrennt abarbeiten. Fangen wir mit der ersten Beziehungsebene an zwischen der Kollegin B. und dem Chef. Wir wissen um das Anbaggern der Kollegin B., welches der Chef nicht unterbindet. Das sieht nach einer Maschen- oder Spielverwicklung aus. Es könnte das Spiel HIVE "Hilfe, Vergewaltigung" oder "Unwiderstehliche Frau" sein. Können wir als Gruppe hier etwas leisten und vielleicht sogar Renate eine Empfehlung geben. Was denken Sie?"

21. Meldet sich Petra wieder: "Ich sagte doch vorhin schon, dafür ist und bleibt der Chef allein verantwortlich. Wir gehen doch in eine Überverantwortkichkeit, wenn wir uns einbilden, daß wir oder besser Renate da eingreifen könnten. Wenn es zwischen denen „funkt“ können Dritte nur zuschauen und mehr sollten sie dann auch nicht tun."

22. Fragt "TAxpert": "Renate, ist es für Sie in Ordnung, wenn wir unsere Gedanken darüber offen austauschen?" Antwortet Renate: "Das ist für mich in Ordnung, nur zu!"

23. Sagt Klaus: "Ich finde es zwar auch ätzend, wenn eine Frau sich gerade einen verheirateten Mann aussucht um ihm schöne Augen zu machen. Das hat für mich immer einen Hauch von Lust an der Zerstörung in sich. Wirklich ändern kann ich daran aber auch nichts. Ich könnte der Frau nur meine Mißbilligung zeigen, mehr nicht."

24. Entgegnet Renate: "Ich höre zwar, was Sie sagen und mein Verstand sagt mir, sie haben ja auch recht. Aber zufrieden bin ich damit nicht. Aber ich muß gestehen, es ist ein Unterschied zwischen meinem negativen Gefühl über das Anbaggern und meiner realen Möglichkeit etwas, daran etwas zu ändern. Lieber wäre mir, ich könnte wirklich etwas tun, dann bräuchte ich das negative Gefühl nicht zu erleben."

25. Sagt nun "TAxpert": "Gut, kommen wir nun zur zweiten Beziehungsebene, nämlich Renate zu ihrem Chef. Was haben Sie verstanden?"

26. Sagt Hans: "Nun, der Spielplan ist ja nur für die Analyse von Spielen in Zweierbeziehungen geeignet. Aber aus der Frage 6 geht zwar hervor, daß sich Renate ärgert, aber wohl mehr über die Kollegin B. und nicht darüber, daß ihr Chef nichts dagegen unternimmt, daß die Kollegin ihn anhimmelt. Der Spielplan beginnt mit der Frage 1 auch mit  dem Fehlverhalten der Kollegin. Für mich ist Renate mit ihrem Chef nicht in einem Spiel verwickelt."

27. Sagt Edith: "Aber wie ist denn die Tatsache zu werten, daß die Kollegin ihn quasi verleugnet, er wisse ja davon und es sei mit ihm alles abgestimmt und daß er nichts dagegen unternimmt?"

28. Sagt nun Renate: "Ja, er sagt immer, daß er mit der Kollegin B. sprechen will und dann geschieht doch nichts."

29. Sagt "TAxpert": "Kann dieses Manöver wirklich die Beziehung zwischen Renate und Ihrem Chef belasten?"

30. Wirft Klaus ein: "Nein, das ist wieder eine Sache der Kollegin B. und des Chefs. Kümmern wir uns darum, sind wir schnell in der Retterrolle."

31. Wirft Hans ein: "Wer sagt uns denn, ob er nicht mit ihr gesprochen hat. Vielleicht hat er mit ihr gesprochen und sie treibt es nur munter weiter, auch gegen seinen Willen."

32. Sagt Edith: "Ja, das wissen wir wirklich nicht." 

33. Fügt Hans hinzu: "Ja, es ist doch denkbar, daß er mit ihr gesprochen hat, sie aber seine "weiche Ecke" entdeckt hat und so sicher sein kann, daß er sie nicht konsequent und vernünftig aus seinem Verstand behandelt."

34. Sagt Edith: "Dann wäre es doch sinnvoll, wenn das vor allen einmal offen konfrontiert wird. Alle kommen zu einem Teffen zusammen und alles wird offen angesprochen."

35. Sagt Renate: "Das ist auch meine Meinung, das habe ich ihm schon einmal vorgeschlagen. Er ist aber darauf nicht eingegangen."

36. Entgegnet jetzt Hans: "Das kann aber schnell zum Spiel "Gerichtssaal" werden, nur mit dem Unterschied, daß der Chef nicht den Richter spielen will oder gar nicht kann. Wenn alle die Kollegen von Renate dann mit ihrem Ärger im Bauch in die Verfolgerrolle gehen und wenn die Kollegin B. sich immer darauf versteift, daß das doch alles mit dem Chef abgestimmt war, landet der schnell auf der Anklagebank und wird demontiert. Das wäre ein letzter Weg, wenn über die totale Konfrontation ganz bewußt darauf hingewirkt werden soll, die Kollegin B. irgendwie loszuwerden. Ich fürchte aber, der "Flurschaden" wäre viel zu groß, wenn alle weggesteckten Rabattmarken eingelöst werden und der Chef und die Kollegin B. die ganze Wucht abbekommen."

37. Sagt "TAxpert": "Das befürchte ich auch. Gibt es einen anderen Vorschlag?"

38. Kommt Hans wieder auf den Plan: "Ich sagte doch schon eingangs, bei uns kann so etwas gar nicht geschehen, unsere Arbeitsverteilung ist klar geregelt. Ich würde an Ihrer Stelle, Renate mit Ihren Kollegen sprechen und dann beim Chef darauf dringen, daß alle anfallenden Arbeiten in einer Arbeitssitzung angesprochen werden: Wer macht was, bis wann? Das wird protokolliert und in der nächsten Woche wird bei der nächsten Arbeitssitzung abgefragt: Wer hat seine Arbeit gemacht? Was ist noch nicht fertig und warum? Und dann wird man ja sehen, ob die Kollegin wieder eine Sonderabsprache mit dem Chef hatte und nichts fertigbekommen hat. Ziel dieser Arbeitssitzungen wäre, die Arbeitsbelastung aller im Auge zu behalten und mögliche Überlastungen auszuschalten. Dagegen kann niemand wirklich sein."

39. Entgegnet Renate: "Das ist wirklich eine gute Idee. Ich glaube so sollte ich verfahren."

40. Nun schaltet sich "TAxpert" wieder ein: "Gut, verbleibt nun noch die dritte Beziehungsebene zwischen Renate und der Kollegin B. übrig. Was ist da bei Ihnen angekommen?"

41. Sagt Renate: "Na, wenn ich mir meinen Spielplan ansehe, in Frage 1 und den folgenden beschreibe ich ein dauernd wiederkehrendes Verhalten, über das ich mich laut Antwort in der Frage 6 auch immer sehr ärgere. Das riecht nach einer Maschen- oder Spielverwicklung. Aber welche Masche oder welches Spiel das ist, kann ich wirklich nicht erkennen."

42. Schaltet sich nun Petra ein: "Das fällt mir immer auch schwer, den Namen zu wissen, wenn man mitten drin steckt. Aber für mich geht die Kollegin in eine Verfolgerrolle und Renate oder die Kollegen landen in der Opferrolle."

43. Fragt jetzt Klaus: "Vielleicht wäre es sinnvoll die Erweiterungsfragen des Spielplans zu ergründen?"

44. Entgegnet Renate: "Ja, das könnte ich machen."

45. Fragt Klaus weiter: "Mögen Sie Ihre Kollegin B.?"

46. Sagt Renate schnell: "Nein, die mag ich wirklich nicht!"

47. Fragt Klaus: "Glauben Sie, daß die Kollegin B. das auch spürt, daß Sie sie nicht mögen?"

48. Antwortet Renate: "Ja, ich glaube das spürt sie. Es hat für mich den Anschein, daß sie es darauf anlegt, nicht gemocht zu werden."

49. Fragt Klaus weiter: "Welches Geschlecht haben Ihre Kollegen?"

50. Antwortet Renate: "Ich habe noch eine Kollegin und zwei Kollegen!"

51. Sagt Klaus: "Dann ist es der Kollegin B. offenbar egal, ob ihre Kollegen sie mögen. Sie legt es wohl nur darauf an, daß sie ihrem Chef gefällt."

52. Renate entscheidet sich dann zu einem Eintrag auf Frage 8.

Frage 8: Wie kann ich den Satz ergänzen: (Welche Meinung habe ich von dem anderen wirklich? Mein (Vor)-Urteil über sie.)

Ich mag sie wirklich nicht. Sie ist eine unkollegiale Person, die durch ihr Verhalten den Frieden und die Harmonie in der Arbeitsgruppe arg stört.

53. Fragt nun Hans nach: "Was glauben Sie, fühlt Ihre Kollegin B. in bezug auf Sie? Ich erinnere mich, daß Sie sagten, sie lächele immer, manchmal hätte es den Anschein eines Triumphes."

54. Entgegnet Renate: "Ja, das verwirrt mich immer. Aus dem was hinter ihrem Lächeln steckt, kann ich mir keinen Reim machen. Wenn ich meine Kollegen so anschmiere, lächele ich doch nicht. Ich glaube, das ist ein gelerntes Gefühl, denn es sieht sehr aufgesetzt aus. In jedem Fall  werde ich eher noch ärgerlicher, wenn ich sie so lächeln sehe."

Frage 7: Was, glaube ich, fühlt der andere? (Mein Einfühlungsvermögen.) Das ist nicht zu erkennen. Sie setzt sich wohl ein Lächeln auf als gelerntes Gefühl und provozierende Maske für mich.


55. Schaltet sich "TAxpert" wieder ein: "Manchmal ist es hilfreich sich vorzustellen, welches Verhaltensmuster an dieser Stelle auch möglich wäre. Ich meine damit sich die Frage zu stellen: Welches Verhalten bzw. welche Miene würde vielleicht ein anderer haben, wenn er seine Kollegen über den Tisch zieht?"

56. Sagt nun Renate: "Das ist eine gute Idee. Ich würde erwarten, daß jemand vielleicht unschuldig guckt oder sehr überlastet tut und ein gehetztes Gesicht hat."

57. Wirft nun Klaus ein: "Nun kommt wohl die schwerste Frage, wenn die Kollegin B. sich hinter einer aufgesetzten Maske versteckt. Was glauben Sie, denkt sie über Sie und Ihre Kollegen?"

58. Antwortet Renate: "Na, die hält uns alle für Deppen, mit denen sie so herumspringen kann, wie sie es dann auch macht" und trägt dann die Antwort unter Frage 9 ein.

Frage 9: Wie glaube ich, kann der/die andere dann den Satz ergänzen: (Welche Meinung hat der/die andere vermutlich wohl von mir? (Sein/ihr (Vor)-Urteil über mich.)

Ich bin in ihren Augen eine Trottelin, mit der man herumspringen kann, wie sie es dann auch macht.

59. Schaltet sich "TAxpert" wieder ein: "Es hat den Anschein, daß das Verhalten primär auf die Verwicklung mit dem Chef ausgerichtet ist, sie aber gar kein Empfinden dafür hat, was ihr Verhalten bei den Kollegen anrichtet."

60. Kommt nun Hans wieder auf den Plan: "Ich werde nicht müde zu wiederholen, bei uns könnte die Kollegin B. mit dieser Nummer nicht landen."

61. Antwortet Renate: "Sie haben ja auch keinen Chef, der so eine "weiche Stelle" hat, wenn eine hübsche Frau anfängt zu antichambrieren." 

62. Sagt Hans lachend: "Nein, das ist richtig, das ist auch meines Erachtens zweifelsohne der tiefe Grund des ganzen Übels. Aber dennoch, irgendwie müssen Sie doch mit Ihrem Chef und der guten Frau zurechtkommen und Ihre Beziehung klären oder irgendwie ins Lot bringen."

63. Sagt "TAxpert": "Das ist richtig. Renate ist es in Ordnung, wenn wir uns darüber offen austauschen?" Daraufhin Renate:  "Gern!"

64. Schlägt Edith wieder vor: "Am besten ist, alle Kollegen ohne den Chef setzen sich zusammen und dann wird einmal Tacheles geredet."

65. Entgegnet Hans: "Ich bin zwar auch für sehr offene Worte, befürchte aber, daß der "besondere Draht" der Kollegin B. zum Chef hier für weitere Konfusion sorgt."

66. Sagt "TAxpert": "Der Einwand ist sehr wichtig. Die erste Frage ist wohl, was wollen Sie persönlich, Renate. Möchten Sie, daß die Kollegen mit der Kollegin B. gut auskommen oder möchten Sie erst einmal, daß Sie eine bessere Beziehung zu ihr aufbauen können, wenn dies möglich ist?"

67. Antwortet Renate: "Na, wenn Sie mich so direkt fragen, möchte ich mich doch an die erste Stelle setzen. Da kann ich alles beeinflussen. Wenn wir als Gruppe "gegen" die Kollegin B. antreten, bin ich in den Unabwägbarkeiten und Zufälligkeiten der Gruppe eingefangen."

68. Fragt Klaus: "Wie wollen Sie das anfangen und soll das Gespräch, wenn es denn eins wird, vor oder nach dem Start der Arbeitssitzungen mit dem Chef erfolgen?"

69. Antwortet Renate: "Ja, ich würde sie um ein klärendes Gespräch bitten und das würde ich vor dem Start der Arbeitssitzungen führen. Danach erscheint mir nicht sinnvoll, weil ich glaube, ich störe dann eine mögliche positive Entwicklung."

70. Antwortet Klaus: "Aber wenn Sie mit ihr gesprochen haben, riecht sie auf der Arbeitssitzung doch schnell den Braten."

71. Antwortet Renate: "Das ist meines Erachtens gar nicht anders möglich. Irgendwie spürt sie immer, daß hier etwas in Bewegung kommt."

72. Fragt Klaus: "Wollen Sie neben dem unkollegialen Verhalten im Gespräch mit ihr auch ihr Anbaggern des Chefs ansprechen?"

73. Antwortet Renate: "Nein, das möchte ich nicht. Ich trenne jetzt scharf zwischen ihrem Verhalten, mir und meinen Kollegen gegenüber und dem Verhalten gegenüber meinem Chef."

74. Sagt "TAxpert": "Ich glaube Renate, wir sind Ihnen mit unseren Rat-"Schlägen" ganz schön nahe gekommen. War das für Sie denn so in Ordnung?" Antwortet Renate: "Ja, das war schon in Ordnung! Es ist für mich aber ein wenig zu viel auf einmal. Ich muß das alles noch einmal sortieren."

75. Sagt "TAxpert": "Das kann ich verstehen. Am besten Sie tragen das Erarbeitete in das Ergebnisformular ein. Wenn Sie wünschen, unterstützen wir Sie dabei."

Ergebnisformular & Mein Plan

Die Situation. Was war geschehen?

Eine neue Kollegin baggert unseren Chef ständig an, obwohl er verheiratet ist. Diese "besondere" Beziehung zu unserem Chef nutzt sie aus, indem sie sich um die Erledigung ihrer Aufgaben drückt und sie sie auf mich und meine Kollegen abschiebt. Der Chef wisse davon und das geht so in Ordnung, sind immer ihre Rechtfertigung. Der Chef weiß davon aber nichts, ändert aber auch nichts daran, wenn er darauf angesprochen wird.
   
Beziehungsebenen:

Deutlich wurden die drei Beziehungsebenen dieser komplexen Situation, die ein Beziehungsdreieck darstellen:

  • Kollegin B. zu ihrem Chef
  • Renate zu ihrem Chef und
  • Kollegin B. zu Renate.


Diese drei Ebenen mußten getrennt voneinander behandelt werden.

Fazit:

1. In der ersten Beziehungsebene läuft offenbar eine Maschen- oder Spielverwicklung. Da kann niemand von außen einen wirklichen Einfluß gewinnen. Möglich wäre allenfalls ein Manipulationsmanöver. Auch wenn das Zuschauen schwer fällt, Renate wird da nichts unternehmen können.

2. Zwischen Renate und ihrem Chef läuft kein Spiel. Ungeklärt blieb, ob ihr besonderes "Mitgefühl" mit ihrem Chef authentisch ist oder vielleicht auch einer "Überverantwortlichkeit" entsprang (Männer sind halt labil, da muß man immer etwas aufpassen), ist ungewiß. Offen zwischen beiden ist die konsequente Durchführung der Arbeitsverteilung. Dies wird Renate im Einvernehmen mit ihren Kollegen gegenüber dem Chef nun "einfordern."

3. Zwischen der Kollegin B. und Renate ist offenbar eine "Maschenverwicklung" im Gange. Die Kollegin agiert wohl aus dem (-)raK, Typ Ib "rebellisch" und sucht einen Retter, der ihre Arbeit eigenverantwortlich übernimmt. Das gelingt auch, führt aber zu großer Verärgerung der Getäuschten. Hier kann und wird Renate aussteigen. 


Was wäre zu tun? Mein Plan zum Controlling der Psycho-Logik?

1. Ich habe verstanden, ich kann in der Beziehung zwischen meinem Chef und der Kollegin B. nichts direkt unternehmen, wenn es auch sehr schwer für mich ist. Was ich aber tun werde, wenn sie in meiner Anwesenheit herumbaggert, werde ich sie auffordern, das in meiner Anwesenheit zu unterlassen.

2. In Bezug auf die gerechte Arbeitsverteilung werde ich initiativ und organisiere die Arbeitssitzung. Auf dieser soll das Thema "Anbaggern" nicht erwähnt werden.

3. Die "Maschenverwicklung" zwischen der Kollegin B. und mir werde ich lösen. Ich bitte um ein Gespräch mit ihr und teile ihr mit, daß ich zukünftig gefragt werden möchte, wenn ich stellvertretend für sie Arbeit übernehmen soll. Wenn ich nicht zustimme, mache ich die Arbeit von mir aus nicht!

76. Teilnehmer Renate bittet sich einige Zeit aus und trägt dann ihren Plan für die Lösung in das Ergebnisformular ein.

77. Damit wäre die "Arbeit" dieses Labors erst einmal beendet. Jetzt könnte nur noch ein Nachspann eingerichtet werden, in dem Teilnehmerin Renate über ihre Erfahrungen und das erzielte Ergebnis berichtet. 


 

 


Übrigens: Wir veranstalten Seminare zum Erlernen der TA-Konzepte und praktischer Anwendung.

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