Was tun, wenn es so aussieht, als wären wir uns einig, aber tatsächlich sind wir es nicht?

Verfasser: Dr. Jürgen Zeplin, Berlin

 

Frage: Ich sitze mit drei Kollegen oft zusammen und wir besprechen anstehende Probleme. Dann reden wir viel und auch oft viel durcheinander. Am Ende hat wohl jeder eine Meinung, wir gehen auseinander und dann geschieht nichts. Für mich hat es den Eindruck, alle hätten so ihre Meinung entwickelt, aber für eine Lösung fühlt sich keiner verantwortlich oder angespornt.

Antwort: Wenn Menschen miteinander arbeiten und kommunizieren, tun sie dies mit ihrem gesamten Charakter. Der setzt sich aber aus mehreren Schichten zusammen. Dies sind das z. B. das Denkvermögen, die Gefühle, aber auch Regeln und Anleitungen, wie etwas getan werden sollte, aber auch Vorurteile. Wenn nun gearbeitet wird, muß besonders eine Schicht, nämlich der Verstand und die Vernunft, in der TA nennt man das das Erwachsenen-Ich, bei den Beteiligten überwiegend „eingeschaltet“ sein oder werden. Dann werden nüchtern die Fragen gestellt:

Zusatzfrage: Heißt das, wir dürfen uns gar nicht streiten, witzeln oder unser Mißfallen über die Lösungsvorschläge des Kollegen ausdrücken?

Antwort: Das natürlich nicht. Weil Menschen eben mit ihrem gesamten Charakter und damit ihrem gesamten Verhaltensrepertoire in Gespräche gehen, kann man auch einmal einen Witz machen, den anderen ein wenig hochnehmen oder auch böse anschauen und seine Gedanken brüsk ablehnen. Aber derjenige in der Runde, der sein Erwachsenen-Ich aktiviert, übernimmt die "Führung," er "führt" ein Gespräch in der Arbeitswelt und zugleich "führt" er seine Kollegen, nämlich hin zur Lösung. Alles andere kann zwar sehr unterhaltsam sein, auch sehr aufregend oder auch sehr ärgerlich. Es ist aber eine Zeitver(sch)wendung, die kein Arbeitsergebnis liefert. Die Bezeichnungen für diese Zeitverwendungen in der TA sind Zeitvertreib, Maschen und Spiele.

Zusatzfrage: Gut das habe ich verstanden. Was könnte ich tun, um eine derartige Situation zu verhindern?

Antwort: Ganz einfach, fragen Sie Ihre Kollegen zum Anfang,

Zusatzfrage: Gut wenn ich nun alle ins Erwachsenen-Ich zwinge, es kommt auch eine Lösung zustande, kann ich sicher sein, daß sich alle an die Vereinbarung halten?

Antwort: Nein das können Sie nicht. Natürlich besteht die Möglichkeit, daß jemand die Vereinbarung quasi "unterschreibt" und sich doch nicht daran hält. Aber vergessen Sie bitte nicht, wir sind in der Arbeitswelt in der die Menschen zwar überwiegend für ihren Zeiteinsatz bezahlt werden, aber eben auch für ihre Leistung. Leistung ist Arbeit in einer gewissen Zeit und wenn die Arbeit, das Ergebnis, die Lösung ausbleibt, gibt das keine emotionellen Pluspunkte. Im Gegenteil, dieses Verhalten wird als "selbstzerstörerisch" erkannt und führt dann auch oft zu Sanktionen.

Zusatzfrage: Was tue ich aber, wenn dann einer oder alle wieder aus der Reihe tanzen, vom Thema abweichen und munter in ihren gewohnten Redeschwall verfallen?

Antwort: Ja, das kann schnell passieren. Neue Gewohnheiten lassen sich eben nicht so schnell einführen, wenn man es gewohnt war, munter durcheinander zu reden. Dann kommt nun eine Herkulesarbeit auf Sie zu. Sie müssen immer wieder mit freundlicher Bestimmtheit darauf hinweisen, bei welchem Thema alle sind, welches Problem zu lösen ist. Das kann deswegen schwierig werden, weil es eine große Beherrschung von Ihnen verlangt. Es ist durchaus kein Zeichen von schlechtem Benehmen, wenn Ihnen auch einmal der Kragen platzt. Aber vergessen Sie nicht, wer das Gespräch "führt", "führt" auch die Mitarbeiter oder Kollegen hin zu einer Lösung. 

 


 


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