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8. "Stimmen im Kopf" – Der innere Dialog

 

Haben Sie sich schon einmal beobachtet als Sie sich selbst beschimpften? Irgend etwas ging schief und Sie sagten zu sich selbst: „Ich bin doch ein Esel!“ und Sie nehmen das auch noch so einfach hin.

Würde ein anderer Sie so beschimpfen, wäre dies sicher nicht so. Offenbar findet neben der Kommunikation zwischen Menschen, die wir wahrnehmen können durch das gesprochenen Wort oder die Gesten, auch in uns eine „Unterhaltung“ statt. Wir wollen uns das bei unserem Vater Robert genauer ansehen.

Robert ist bekanntlich der Leiter einer Arbeitsgruppe von sechs Mitarbeitern. Vor drei Jahren trat ein neuer Mitarbeiter ein, der sich recht gut einfügte und gute Arbeitsergebnisse zeigte. Vor einem Jahr änderte sich sein Verhalten von heute auf morgen. Er wurde mißmutig, begann Streit mit den anderen und fehlte öfter durch Krankheit. Die Kollegen mußten sein Arbeitspensum kompensieren. Mit ihm hatte es mehrere Gespräche gegeben, aber er hatte sein Verhalten nicht geändert. Ein Kollege will erfahren haben, daß dies aus einer gescheiterten Ehe herrührte. Die Kollegen brachten anfangs viel Verständnis für ihn auf, ohne den wahren Grund zu kennen, aber letztlich entwickelte sich bei allen eine Antihaltung gegen ihn. Robert sah sich gezwungen, zu reagieren. Der Personalleiter war bereits informiert und morgen soll nun ein Termin stattfinden, wo „der Fall“ besprochen werden soll.

Robert bemerkt am Morgen, daß er schlecht geschlafen hat. Bei seiner geliebten morgendlichen Dusche will sich das gewohnte Wohlgefühl nicht einstellen. Gedanken schießen ihm durch den Kopf. Wieder machen wir unmögliches möglich, wir spielen der Mann im Ohr von Vater Robert, hören mit und registrieren nüchtern und unbetroffen. So zeichnen wir auch Gedanken und Gefühle auf, die Robert zwar gedanklich äußert, aber gar nicht wahrnimmt. Wir hören:

* „Welches Ergebnis soll dieser Termin beim Personalchef wohl bringen, als daß wir uns von ihm trennen, wie man das so unverbindlich sagt?“


* „Verdient hat er es schon, schließlich hatten wir ihm viele Möglichkeiten gegeben!“

* „Aber zu seinem Unglück in der Ehe kommt nun noch der Verlust des Arbeitsplatzes, ist das nicht eine zu große Strafe?“

* „Der hat doch zwei Kinder und ein Haus gebaut, was soll denn aus denen werden?“

* „Alle Hilfeangebote seiner Kollegen hat er abgelehnt. Die haben sich eingesetzt, seinen Job mitgemacht und der hat krankgefeiert!“

* „Als Vorgesetzter mußt Du eine klare Position beziehen, Du bist für die Arbeitsaufgabe Deines Bereichs und die Dir zugeordneten Mitarbeiter verantwortlich.“

* „Der Personalchef nimmt das als Routinetätigkeit wahr und wird sicherlich eine Abfindung vorschlagen. Damit ist der Fall für ihn erledigt.“

* „Alle hatten sich für ihn eingesetzt, weil sie zusammenhalten. Der soll doch bleiben, wo der Pfeffer wächst“.

* „Du mußt eine Entscheidung treffen. Die Kollegen erwarten von Dir, daß Du ihn feuerst.“

So läuft die „Unterhaltung“ in Robert während der Dusche ab. Auch beim Frühstück ist der damit beschäftigt. Seine Frau Helga bemerkt die besondere Situation bei ihrem Mann. Sie hat Verständnis dafür, der „brütet etwas aus“ denkt sie und läßt ihn in Ruhe.

Robert ist tief in Gedanken versunken und versucht sie auf der Fahrt zur Firma zu sortieren. Er weiß, beim Termin mit dem Personalchef muß er eine Position haben, aber welche? Er fühlt sich, wie wir nachvollziehen können, "hin- und hergerissen“. Aber wenn ihn der Personalchef fragt, was zu tun ist, muß er eine Entscheidung getroffen haben, oder er wird von der Zwangsläufigkeit des „Gesprächsprozesses“ mitgerissen und wird dann in der entscheidenden Situation pflichtgemäß nicken und sich dann danach vielleicht ärgern oder schlecht fühlen.


Wir wollen Robert helfen beim Sortieren seiner Gedanken, indem wir sie den Ich-Zuständen zuordnen.




Abbildung 89: Der interne Dialog oder Erwachsenen-Ich unter
„Trommelfeuer“


Das Erwachsenen-Ich von Robert soll beim Termin mit dem Personalchef eine eindeutige Entscheidung treffen bzw. vorher getroffen haben. Die nun folgenden Transaktionen können auch als ein Trommelfeuer auf das Erwachsenen-Ich gesehen werden.

raK an Er (1)    „Welches Ergebnis soll dieser Termin beim  Personalchef wohl bringen, als daß wir uns von ihm trennen, wie man das so unverbindlich sagt.“


kEl an Er (2)    „Verdient hat er es schon, schließlich hatten wir ihm viele Möglichkeiten gegeben!“


fEl an Er (3)    „Aber zu seinem Unglück in der Ehe kommt nun noch der Verlust des Arbeitsplatzes, ist das nicht eine zu große Strafe?“


fEl an Er (4)    „Der hat doch zwei Kinder und ein Haus gebaut, was soll denn aus denen werden?“


kEl an Er (5)    „Alle Hilfeangebote seiner Kollegen hat er abgelehnt. Die haben sich eingesetzt, seinen Job mitgemacht und der hat krankgefeiert!“


kEl an Er (6)    „Als Vorgesetzter mußt Du eine klare Position beziehen, Du bist für die Arbeitsaufgabe Deines Bereichs und die Dir zugeordneten Mitarbeiter verantwortlich.“


faK an Er (7)    „Der Personalchef nimmt das als Routinetätigkeit wahr und wird sicherlich eine Abfindung vorschlagen. Damit ist der Fall für ihn erledigt.“


raK an Er (8)    „Alle hatten sich für ihn eingesetzt, weil sie zusammenhalten. Der soll doch bleiben, wo der Pfeffer wächst“.


kEl an Er (9)    „Du mußt eine Entscheidung treffen. Die Kollegen erwarten von Dir, daß Du ihn feuerst.“